Kevins Tod hat gewirkt
: Dünne Wand zwischen Hilfe und Sparen

Die Fallzahlen sprechen für sich: Die Mitarbeiter der bremischen Sozialen Dienste trauen sich wieder, Hilfsmaßnahmen für hilfebedürftige Familien anzuordnen. Auch wenn das Geld kostet. Der unsägliche Zustand, dass Sozialarbeiter auf Budgets schielen mussten, wenn sie Kinder vor sich hatten, ist durch den Tod des Kevin beendet. Geld darf im Zweifelsfall keine Rolle spielen, hatte damals Bürgermeister Jens Böhrnsen formuliert.

Kommenar von Klaus Wolschner

Ein schönes Wort. Damit wurde ein spezieller Typ von Reform der Sozialdienste in Bremen gestoppt. Die Frage stellt sich, was an seine Stelle getreten ist. Dass Geld keine Rolle spielt, stimmt so einfach natürlich auch wieder nicht. Dass jeder hilfebedürftigen Familie ein Fulltime-Helfer an die Seite gestellt wird, ist ja nicht finanzierbar und auch nicht gewollt. Es soll ja möglichst nicht um Entmündigung gehen, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Das Konzept hat immer eine finanzielle Dimension: Die Sozialhilfe-Kosten belasten den bremischen Haushalt, und jeder, der den Etat sanieren will, muss zweimal hinschauen, wenn Geld ausgegeben werden soll.

Wenn der Wechsel in der Leitung des Sozialamtes nun dazu geführt hat, dass die Abwägung anders als bisher passiert, dass weniger Spardruck erzeugt wird, dann wüsste man doch gern, wie das neue System funktioniert. Auch die MitarbeiterInnen der Sozialen Dienste benötigen doch Klarheit bei der Frage, wofür sie Geld ausgeben dürfen und wo Familien gefordert werden können, sich auch selbst mehr anzustrengen.