Der Vermittler

Recht jugendlich wirkt der kleine hagere Mann. Bis auf den angegrauten Kinnbart deutet bei Alex Afram nichts darauf hin, dass er am Sonntag in den Ruhestand verabschiedet wird. Wer mit ihm über seine Arbeit spricht, spürt sofort sein tiefes Mitgefühl für die Menschen, die mit ihren Problemen zu ihm kommen.

Der 65-jährige Ghanaer ist seit 1994 Afrikaner-Seelsorger der Nordelbischen Kirche und Pastor der African Christian Church in Hamburg. Er berät Menschen, die Probleme mit ihrem Aufenthaltsstatus haben, besucht Krankenhäuser, Asylunterkünfte und Gefängnisse. Oft vermittelt er in Konflikten, die in Beziehungen zwischen Afrikanern und Deutschen entstehen. Kulturelle Unterschiede seien meist der Auslöser. Zum Beispiel bei der Glaubensausübung: Deutsche würden es häufig zu laut in afrikanischen Gottesdiensten finden.

Mut brauche man vor allem für diese Tätigkeit, sagt der fünffache Vater. Mut, den oft psychisch kranken Menschen zu begegnen und mit deren Traurigkeit umzugehen.

Wenn Afram am Sonntag aus seinem Amt scheidet, blickt er voller Zufriedenheit auf die vergangenen 17 Jahre zurück. Besonders stolz ist er auf die „African Theological Training in Germany“ (Attig), deren Mitinitiator er ist. Hier werden seit zehn Jahren junge afrikanische Theologen ausgebildet.

Sein Nachfolger als Afrikaner-Seelsorger wird Peter Mansaray aus Sierra Leone. Afram wird der Gemeinde auch weiterhin erhalten bleiben. Sein jüngstes Projekt ist die Einrichtung einer Begegnungsstätte für die ältere Generation Afrikaner, die oft von Einsamkeit betroffen sei. Dafür müssten noch kräftig Spenden gesammelt werden. Zeit wird er für seine Pläne noch haben – seine Mutter starb mit 101, seine Großmutter wurde 103. NIHO