Licht ins Dunkle

Seit 20 Jahren kämpft Schattenriss gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen – das Ziel ist leider noch fern

Es gab kaum Bücher zum Thema, es wurde schon gar nicht darüber geredet, und die Frauen, die sich darum kümmern wollten, brauchten sehr viel Idealismus. Sie saßen in einem kleinen Ladenlokal in Walle und nahmen sich einer Sache an, derer sich dringend jemand annehmen musste: sexueller Missbrauch an Mädchen.

Ulla Müller sagt: „Es war Pionierarbeit mit dem Ziel, sexuellen Missbrauch an Mädchen öffentlich zu machen, ihn zu verhindern und den Betroffenen zu helfen“ – jetzt blickt sie als Mitbegründerin auf 20 Jahre der Beratungsstelle Schattenriss zurück, die die Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter „unverzichtbaren Partner für das Amt für Soziale Dienste“ nennt. Was als kleine Arbeitsgruppe begann, hat sich, so Müller, „zu einem Kompetenzzentrum gegen sexuellen Missbrauch entwickelt“. Schattenriss ist für betroffene Mädchen und Frauen oft die erste Anlaufstelle, allein im vergangenen Jahr wurden 800 Beratungsgespräche geführt; demnächst soll die Online-Beratung eingeführt werden, um denen Kontaktaufnahme zu ermöglichen, die das direkte Gespräch scheuen.

Wichtige Elemente in der Arbeit von Schattenriss über die Beratung hinaus sind Prävention, Fortbildung und die Kooperation mit Einrichtungen wie dem Bremer Jungenbüro, der Polizei, Schulen und Kindertagesstätten.

Tausende von Veranstaltungen hat Ulla Müller seit der Gründung von Schattenriss moderiert. „Das ist mir fast am wichtigsten: Dass wir die Erwachsenen erreichen, die mit den Mädchen zu tun haben. Dass die aufmerksam werden auf sexuellen Missbrauch.“ So kann entdeckt werden, was immer noch häufig unentdeckt bleibt. Viel erreicht haben die Frauen mit Schattenriss, aber das Ziel ist immer noch fern: sexuellen Missbrauch zu verhindern. Sie werden weitermachen, der Bedarf ist riesig – aber die Mittel auch bei ihnen knapp. 180.000 Euro kommen jährlich vom Senat, 90.000 aus Spenden und Bußgeldern, „darauf müssen wir uns verlassen können“, sagt Müller und hätte nicht selten gerne noch mehr Geld. fez