der rechte rand
: Gehobener Antisemitismus

Vom Schloss in Friedrichsruh machten die Gäste des Bismarckbundes (BB) sich zum Mausoleum auf. Im Innenhof hatte „Seine Durchlaucht“ Fürst Ferdinand von Bismarck und „Ihre Durchlaucht Fürstin Elisabeth“ die „Verehrten des Altreichskanzlers“ empfangen.

Seit Jahren richtet der BB um Stephan Ehmke (CDU) bei seinem Schirmherr, dem Urenkel des „Eisernen Kanzlers“, den Tag der Deutschen Einheit aus. Fein ausstaffiert trafen am 3. Oktober die Damen und die Herren im Sachsenwald ein. Bundeswehrangehörige waren in Uniform erschienen. In der Festrede vom Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler kann nun auch auf der Website des BB nachgelesen werden, wer Feind der „Werte und Güter von Volk und Nation“ ist. Vor mehr als 230 Gästen erklärte Uhle-Wettler, Vorsitzender der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG), „dass schon die neue Großmacht Deutschland vor 1918 in voller Blüte das Opfer der Missgunst ihrer Feinde“ wurde. Strenggenommen sei Deutschland bis heute gar fremdbestimmt. Doch nicht bloß „Individualismus, Multikulti und Gender Mainstream“ gefährden Kultur und Nation, sondern auch die „transnationale Hochfinanz“. Namentlich, so Uhle-Wettler, die Familien Rothschild und Rockefeller, die sich zu den „eigentlichen Machthabern entwickeln“.

Gehobener Antisemitismus, der dem erlauchten Kreis gefiel. Feierlich wurde dem Redner ein Orden des Bismarckbundes überreicht.

Die Feierstunde endete am Ehrenmal für die Gefallenen des Schlachtschiffes „Bismarck“. Auf dem Weg dahin beklagte sich Uhle-Wettler beim Chefredakteur der Jungen Freiheit Dieter Stein über die kritischen taz-Berichte.

Der Redakteur der neurechten Wochenzeitung gehört jetzt ebenso zu dem Kreis. Fürst Ferdinand nahm Stein bei der Feierlichkeit in den Bismarckorden auf.