Reden auf unterschiedlichen Ebenen

betr.: „Schröder hat recht“ von Katharina Koufen, „Schröder liegt noch immer falsch“ von Ulrike Herrmann, taz vom 5. 10. 07

Woran liegt es, wenn zwei klug argumentierende Damen zu ganz anderen Bewertungen des gleichen Problems gelangen. Ganz einfach, sie reden auf unterschiedlichen Ebenen. Natürlich hilft „fördern und fordern“ bei einem Teil der Arbeitslosigkeit, aber es ist – wie Frau Herrmann zu Recht einwendet – keine Lösung des Problems, wenig Qualifizierte und Unbegabte in unser Wirtschaftssystem human einzugliedern, und es löst erst recht nicht das bestehende Paradox, dass die bezahlte Arbeit immer anstrengender (komplexer), aber gleichzeitig geringer wird. Wie schaffen wir es, dass die Menschen mit realen Bedürfnissen: Kinder (Ausbildung, Betreuung) sozial Ausgegrenzte, Alte (Pflege) und Kranke (Zuwendung) die Befriedigung ihres Bedarfs aus ihrem Einkommen erhalten?

Schröder oder Hartz haben nur die Frage beantwortet, wie man Arbeitsunwillige in Beschäftigung bringt, aber nicht, woher für alle vom Verbraucher bezahlbare, menschenwürdige und den Lebensbedarf abdeckende Arbeitsplätze kommen sollen. Diese Frage scheint Frau Koufen und die neue neoliberale Mittelschicht auch nicht sonderlich zu interessieren. KONRAD HARBECKE, Münster