Deutsche Geisel gegen Taliban ausgetauscht

Ingenieur und seine Begleiter kommen in Afghanistan frei. Damit ist nur noch ein Deutscher im Irak gefangen

BERLIN afp ■ Nach fast drei Monaten Gefangenschaft in Afghanistan ist der Deutsche Rudolf Blechschmidt frei. Mit ihm hätten die Geiselnehmer auch mehrere afghanische Begleiter in die Freiheit entlassen, teilte der Verwaltungschef des Bezirks der Provinz Wardak mit. Die Verschleppten sollen gegen inhaftierte Taliban-Kämpfer ausgetauscht worden sein.

Der deutsche Ingenieur Blechschmidt und seine Kollegen waren am 18. Juli entführt worden, darunter auch der Deutsche Rüdiger Diedrich. Die Entführer verlangten den Abzug der 3.000 deutschen Soldaten in Afghanistan und die Freilassung gefangener Taliban. Kurz danach wurde Diedrich erschossen. Nach Wochen ohne Nachrichten tauchte am 8. Oktober ein Video von Rudolf Blechschmidt auf.

Die Befreiung soll gewaltfrei abgelaufen und vom afghanischen Innenministerium organisiert worden sein. Sicherheitskräfte fuhren am Mittwochmorgen in die Berge in der Provinz Wardak. „Dem deutschen Ingenieur geht es gesundheitlich gut“, bestätigte Mohammed Naem, Gouverneur des Bezirks Dschaghato in der westlich von Kabul gelegenen Provinz Wardak. Der Gefangenenaustausch habe im Geheimdienstbüro in der Provinzhauptstadt Maidan Wardak stattgefunden. Das Rote Kreuz habe den Rücktransport nach Kabul organisiert.

Gouverneur Naem sagte zunächst, die fünf Geiseln seien im Austausch mit fünf Taliban freigelassen worden. Diese seien „keine sehr wichtigen Taliban-Kommandeure“, sondern hätten „familiäre Verbindungen mit den Entführern des deutschen Ingenieurs“. Ein in die Geiselnahme verwickelter Taliban-Kommandeur, Mullah Baheer, sagte: „Wir haben die Geiseln an Stammesälteste übergeben und sie haben uns unsere fünf Gefangenen gegeben.“

Außenminister Frank-Walter Steinmeier verwies darauf, dass im Irak noch immer Sinan Krause entführt sei. „Wir arbeiten weiter mit aller Kraft auch an seiner Freilassung.“

Im August war in Afghanistan eine deutsche Mitarbeiterin der Hilfsorganisation ora international in Kabul aus einem Restaurant verschleppt worden. Die Entführer forderten ein Lösegeld von rund einer Million Dollar für die schwangere Frau. Nach anderthalbtägiger Geiselhaft befreite sie die Polizei. Im Juni wurde ein deutscher Bauingenieur, der für einen US-Entwicklungsdienst arbeitete, im Südwesten des Landes zusammen mit seinem Übersetzer entführt. Kurze Zeit später kamen beide frei.

ausland SEITE 10