„Unser Gral heißt Glück“

Eva Gümbel von der GAL liest aus dem „Parzival“

■ 47, Germanistin und Journalistin. Seit 2008 ist sie Bürgerschaftsabgeordnete sowie kulturpolitische Sprecherin. Foto: GAL

taz: Frau Gümbel, warum haben Sie ausgerechnet den antiquierten „Parzival“ gewählt?

Eva Gümbel: Weil dieses mittelalterliche Epos über die Gralssuche so unmodern nicht ist. Es behandelt eine sehr zeitlose Frage.

Welche?

Die Kollision von gesellschaftlicher Konvention und dem inneren Kompass des Einzelnen. Parzival hat ja gelernt, dass er in der höfischen Welt nur bestehen kann, wenn er sich zurückhält. Das verinnerlicht er derart, dass er den kranken Gralskönig Anfortas nicht fragt, woran er leidet. Das Paradoxe ist, dass er, weil er sich an die Regeln hält, in der höfischen Welt scheitert – zunächst.

Wie oft kollidiert Ihr innerer Kompass mit der Parteidisziplin?

In letzter Zeit gar nicht. Auch beim Moorburg-Beschluss hatte ich nicht das Gefühl, aus der Partei austreten zu müssen.

Aber es wäre denkbar?

Ja. Mit dem Brechmittel-Einsatz hätte ich allergrößte Probleme gehabt.

Parzival sucht den Gral. Und Sie?

Unser moderner Gral heißt ja „pursuit of happiness“. Ich möchte ein gelungenes Leben.

Das heißt?

Kein Unglück erleiden und dem Gemeinwesen nützlich sein. Oder, weniger vermessen formuliert: niemandem schaden.

INTERVIEW: PS

Eva Gümbel liest als eine von zwölf Abgeordneten zwischen 15 und 17 Uhr zur Eröffnung der Bibliothekswoche in der Rathausdiele