Mit El Capitano und Fortuna zum Sieg

ZITTERSIEG Durch ein 2:1 über den FSV Frankfurt hält der FC St. Pauli Kontakt zum Zweitliga-Spitzentrio

So aber zitterte sich St. Pauli zum Erfolg und darf weiter vom Aufstieg träumen

Es ist lange her, dass Fabio Morena die Gänsehaut spüren durfte, die die Spieler nach eigenem Bekunden immer befällt, wenn sie zu den Klängen von „Hells Bells“ unter dem Beifall der – diesmal 24.487 – Fans am Millerntor einlaufen. Nach ein paar Kurzeinsätzen als „Sechser“, also im defensiven Mittelfeld, stand Morena am Sonntag gegen den FSV Frankfurt von Beginn an auf dem Platz.

Er durfte, da gleich drei Abwehrspieler ausgefallen waren, seine Stammposition als Innenverteidiger bekleiden. Am Ende konnte Morena – immerhin Kapitän der Mannschaft – nach einen 2:1-Erfolg über die Main-Kicker sogar noch die Siegprämie einstreichen, was seine Laune aber nicht wirklich aufhellte. „Für einen Sechser“ habe er das doch ganz gut gemeistert, machte „El Capitano“ deutlich, dass er seine Verteidiger-Qualitäten von Trainer André Schubert nicht gewürdigt sieht.

Während Morenas Aufstellung aufgrund der zahlreichen Ausfälle im Defensivbereich keine besondere Überraschung darstellte, verblüffte Schubert damit, dass er auch keinen etatmäßigen Stürmer aufs Feld schickte, sondern fünf gelernte Mittelfeldspieler für die Abteilung Attacke aufbot – darunter auch die lange verletzten Charles Takyi und Deniz Naki. Resultat des Personalkarussels: Während vorne allein der sich seit Wochen in bestechender Form befindende Max Kruse Gefahr ausstrahlte, gelang es Morena hinten trotz solider Leistung nie, den eigenen Abwehrverband zu sortieren.

So musste der Hamburger Zweitligist schon Fortunas Gunst bemühen, um in Führung zu gehen. Nachdem bereits in der zweiten Spielminute die Hessen St. Paulis Abwehr erstmals überrumpelt hatten, aus drei Metern aber nur Torhüter Philipp Tschauner abschossen, machten sie es auf der anderen Seite beim anschließenden Gegenzug besser. Einen harmlosen Schuss von Kruse klärte der Frankfurter Innenverteidiger Gledson mit einem fulminanten Schuss in den eigenen Kasten zur Hamburger Führung nach nur drei Minuten.

Da beide Abwehrreihen fortan in schöner Regelmäßigkeit patzten, entwickelte sich eine nicht hochklassige, aber doch chancenreiche Partie. Wieder war es ein Pass von Kruse, der nach einer halben Stunde zum 2:0 führte, diesmal nicht von den Frankfurtern, sondern durch Naki vollendet. Die Frankfurter hingegen schafften es nur wenige Minuten später innerhalb von 60 Sekunden den Ball gleich dreimal am Hamburger Aluminium zu platzieren. Erst tänzelte ein Schuss von Karim Benyamina auf der Torlinie vom linken an den rechten Pfosten, dann prüfte Zafer Yelen die Bruchsicherheit des Quergestänges.

Obwohl die Hamburger in der zweiten Halbzeit das Fußballspielen ganz einstellten, brauchten die Frankfurter bis zur 76. Minute, um durch den von Naki allein gelassenen Marcel Gaus zum 1:2-Anschlusstreffer zu kommen. Und hätte Tschauner acht Minuten vor Abpfiff einen Freistoß von Yelen nicht noch um den Pfosten gelenkt, die Hamburger hätten zum dritten Mal in Folge das Millerntor ohne Heimsieg verlassen. So aber zitterten sie sich zum Erfolg, festigten den vierten Tabellenplatz und dürfen weiter vom Aufstieg träumen. Auf Morena aber wartet bereits am Freitag, wenn der gelbgesperrte Thorandt wieder zur Verfügung steht, vermutlich wieder nur ein Kurzeinsatz im ungeliebten Mittelfeld. MARCO CARINI