LESERINNENBRIEFE
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Von wegen Transparenz

■ betr.: „Die Frau mit den Überraschungen“, taz.nord vom 19. 10. 2011

Erst ein umstrittener Sozialdemokrat, kürzlich ein NPD-Mitglied und jetzt die Ex-Grüne Angelika Beer: Die Piratenpartei hat offenbar ein Problem mit politischen Überläufern. „Viel transparenter“ seien die Piraten, so Beer. Gemeint ist wohl eher das Gegenteil: Hier scheint man sich wenig für die politische Vorgeschichte der Mitglieder zu interessieren. Etwa für Beers bizarre inhaltliche Kehrtwende bei den Grünen und ihren wenig ruhmreichen Abgang aus dieser Partei. Die grüne Außenpolitik sei „unglaubwürdig“, konstatiert sie zu Recht, doch kaum jemand hat mehr dazu beigetragen als sie selbst. FRANK SCHNIEDER, Osnabrück

Protestromantik pur

■ betr.: „Im Schatten der ‚Rainbow Warrior‘“, taz.nord vom 22. 10. 2011

Mir wurde ja ganz warm ums Protestherz: „Die Guten“ haben ein neues Schiff, um gegen die „Umweltverbrechen“ auf allen sieben Weltmeeren zu kämpfen. Sachinformationen – wozu das teure High-Tech Schiff konkret eingesetzt werden soll, wer darauf arbeiten wird, wie lange und wo – stören das diffuse, aber irgendwie doch gefühlsmäßig so schön stimmige Bild. Protestromantik pur.

Bei aller, auch mir eigenen Sympathie für die wichtige inhaltliche Arbeit der Organisation, hätte ich der taz doch ein bisschen mehr wohlmeinende Distanz zur Selbstinszenierung von Greenpeace zugetraut. Meist findet der wichtigste Teil von deren Arbeit ohne mächtige Symbole wie Schlauchboote und Abseilaktionen statt: vor Rechnern in Büros. Der Artikel hatte so viel Gehalt wie die Präsentation des neuen Landrover Defender in den schottischen Highlands – das würde in Auto-Bild stehen statt in der taz, aber sicher nicht weniger Klischees bedienen. FRIEDEMANN WAGNER, Bremen