„Stellen Sie eine Schatulle hin“

Ein Patentrezept ist es nicht, aber es schafft eine gute Basis für Erfolg, sagen seine Verfechter: Feng Shui, die chinesische Lehre von der Raumgestaltung. Die Beraterin Cornelia Regina Scheck erklärt, wie das zum Beispiel in Büroräumen funktioniert

CORNELIA REGINA SCHECK, 57, hat in Asien und Europa Feng Shui studiert und ist seit 2003 Beraterin für Großprojekte.

INTERVIEW PETRA SCHELLEN

taz: Frau Scheck, Sie gestalten unter anderem Büroräume. Was tun Sie, wenn Sie einer Firma Wohlstand bescheren sollen?

Cornelia Regina Scheck: Das ist eine komplexe Aufgabe, aber es gibt ein paar Grundregeln: Sitzen Sie nie mit dem Rücken zur Tür, damit Sie sehen, wer herein kommt. Sorgen Sie dafür, dass Sie eine feste Wand hinter sich haben, die Ihnen Ruhe und Schutz vermittelt. Außerdem sollte man auf dunkle Farben verzichten, Elektrosmog und künstliche Materialien vermeiden.

Ist Feng Shui also zugleich zutiefst ökologisch?

Nein, was ich über Materialien sagte, hängt damit zusammen, dass man in seiner Umgebung möglichst natürliche Verhältnisse schaffen sollte.

Hatten Sie also schon mal einen Kunden, der kurz vor dem Ruin stand und nach der Büro-Umgestaltung Gewinne einfuhr?

Es gibt solche Phänomene. Es kann aber auch vorkommen, dass der Ort so ungeeignet ist, dass ich dem Kunden rate, ein anderes Domizil zu suchen. Es gibt Orte, in deren Dunstkreis man nicht wohnen und arbeiten sollte.

Welche?

Schlachthöfe, Friedhöfe, Versuchslabors zum Beispiel. Läden sollte man nicht an schnell befahrenen Straßen eröffnen. Das Chi fließt dort zu schnell.

Was ist das eigentlich, Chi?

Da gibt es eine einfach Übung: Reiben Sie die Hände eine Weile und führen Sie sie dann langsam zusammen und wieder auseinander. Sie werden merken, dass sich da etwas bildet, das sich anfühlt wie eine Masse. Das ist Energie – die Chinesen sagen: Chi.

Aber kann denn auch ein lebloser Büroschreibtisch Chi haben?

Nein. Aber es geht ja auch darum, das natürliche Chi in den Raum zu holen, damit sich die Menschen darin wohl fühlen. In chi-armen Räumen werden Menschen müde und aggressiv. In chi-reichen Räumen, die hell und sauerstoffreich sind, fühlt sich der Mensch wohl.

Dann lebt der Bauer auf dem Felde am gesündesten?

Nicht unbedingt, denn hier greift das nächste Feng Shui-Prinzip: das des Ausgleichs, der Bipolarität, von Yin und Yang. Sonne und Schatten, Hitze und Kälte müssen im ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen.

Aber jeder empfindet etwas anderes als ausgewogen. Formuliert das Feng Shui Regeln für den Menschen an sich?

Es gibt grundlegende Regeln. Außerdem konzipiere ich individuell zugeschnittene Räume.

Sie erstellen also erst eine Persönlichkeitsanalyse?

Ich ordne den Betreffenden anhand seines Geburtsdatums einer Himmelsrichtung zu und richte mich nach den fünf chinesischen Wandlungsphasen. Das heißt: Ich eruiere, welche Farben und Materialien dieses Individuum braucht. Außerdem kennt das Feng Shui die Unterteilung jedes Raums beziehungsweise Hauses in acht Quadrate: die „Baguas“, die bestimmten Lebensbereichen zugeordnet sind – etwa Karriere, Beziehungen, Gesundheit, Finanzen, Ruhm oder Familie. Fehlt eine dieser Ecken oder ist blockiert, wirkt sich das aus.

Wenn die Reichtumsecke eines Büros gestärkt werden soll: Was muss dann wo hin?

Diese Ecke liegt diagonal links von der Eingangstür, und dort sollten keine schweren Gegenstände stehen. Wenn ich aber den Auftrag bekomme, den Geldfluss eines Unternehmens zu verbessern, fange ich schon bei der Eingangstür an. Da sind oft Blockaden, die der Bewohner gar nicht bemerkt: Müll, abgestellte Dinge, beschädigte Gegenstände, eine ungünstige farbliche Gestaltung.

Gut. Ich habe also jetzt den schweren schwarzen Schrank aus der Reichtumsecke entfernt. Was kommt da jetzt hin?

Ich würde mit Ihnen eine Dekoration erarbeiten, die für Sie in Verbindung mit Reichtum steht. Sie können eine Schatulle dort hinstellen, ein Glücksschwein aufhängen oder Ihre Kontoauszüge dort aufbewahren. Wichtig ist, dass das Symbol Ihren Neigungen entspricht.