DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Cinema for Cheeeeeeese

GUERILLA TOTAL Sie kämpfen immer nur in allerfeinster Abendgarderobe und verkaufen, weil es dringend nötig ist, Teestunden für den Frieden: Die lustigste Friedensbewegung der Welt. Gratulation!

Sie wissen schon, worum es jetzt hier geht: a real change – um einen echten Wandel! Sonst wären die doch alle gar nicht hier. Die Schauspielerin Natalie Portman zum Beispiel, Til Schweiger oder Gesine Schwan, die einmal Bundespräsidentin werden wollte. Cinema for Peace, das ist die Friedensgala einer leicht dubiosen Stiftung gleichen Namens. Wenn sich irgendwo beobachten lässt, wie politische Subversion (nicht) funktioniert, dann war es hier, am Montagabend. Gleich zwei Mal versuchten die „Yes Men“, eine Kommunikationsguerilla-Truppe aus den USA, die recht konsequenzlose Friedensgala subversiv zu unterlaufen.

Erst tauchten die Aktivisten mit einem Eisbären auf dem Laufsteg auf, dann ließen sie sich von der Bühne tragen, als sie Protestnoten skandierten. Wir sahen sie scheitern.

Meist leicht bekleidete Damen waren besser darin, Bilder zu kreieren. Sie lehnten sich so kuschelig an den süßen Eisbären an – und die Boulevardfotografen sorgten dafür, dass die politische Botschaft („Rettet die Arktis“) möglichst unterbeleuchtet blieb. Eine Lehrstunde – auch für die „Yes Men“. Und so ging der Lustigkeitszuschlag diesmal klar ans Original. Auf der Gala konnten etwa friedensfördernde Maßnahmen erworben werden. Ein Treffen mit Pussy Riot? 2.000 Euro. Eines mit Leonardo DiCaprio? 8.000 Euro. Selbst eine Teestunde mit Friedenskämpfer Bob Geldof war für 5.000 Euro im Angebot. Aber die wollte niemand haben. Wenn das Original so subversiv ist, lässt es sich schlecht fälschen. MK