Stefan Osterhaus schaut sich in den Galerien von Berlin um

Um Eindeutigkeiten geht es hier nicht. Denn Katharina Otto (geb. 1979 in Weilburg) ist eine Meisterin des Vexierspiels. Sie legt falsche Fährten, wo sie nur kann, sie verleitet den Betrachter, dem ersten Eindruck zu vertrauen, doch im gleichen Augenblick liegt schon der Köder bereit, der uns einen zweiten, einen dritten Blick riskieren lässt; Beobachtungen, die den Betrachter nicht unbedingt munter stimmen werden, denn Frau Otto gibt wenig Anlass zu guter Laune. Nein, ihre Motive, die farbig, aber nicht bunt sind, sind allesamt an der Schwelle zum Abgrund platziert; es eine ziemlich bedrückende Introspektion. „Mirror“ – das wohl düsterste Bild bei 401comtamporary ist ein schwarzes Oval, das allerhand Anlass zu Assoziationen gibt, mag ein jeder über die Werkzeuge menschlicher Eitelkeit denken, was er will. Bei „Hide-out“ gibt allerlei zu enträtseln – es bedarf der Erklärung, dass es sich um eine gefaltetes Zelt handelt, und man stellt sich schnell die Frage, wen es denn nun beherbergt hat. Sie bracht keine große Leinwand, um ihre Kunst wirken zu lassen, ihre Formate sind klein, und dass die Frau malen kann, versteht sich beinahe von selbst: Bei aller suggestiver Kraft, die ihre Bilder haben, wirkt hier nichts kraftmeierisch, es ist subtil bis ins Detail. Otto lässt Grenzen verschwimmen, anstatt welche zu ziehen; auch Unbewegliches scheint hier in Bewegung zu sein, den Tod selber lässt sie ein Tänzchen aufführen: „Death can dance“, allein des etwas plakativen Titels „Arcane“ hätte es bei diesem Mysterienspiel nicht gebraucht. Nur wenig eindeutiger ist Norbert Schwontowski bei CFA, dessen vermeintliche Freundlichkeit sich bald als deren Gegenteil entpuppt. Doch anders als Otto wählt er für seine Malerei das große Format, um Irritationen beim Betrachter auszulösen. Einen Titel braucht es dazu nicht. Kluge Entscheidung.

■ Katharina Otto: Arcane; bis 26. November, Di.–Sa. 11–18 Uhr, 401 Contemporary, Potsdamer Straße 81b ■ Norbert Schwontowski; bis 5. November, Di.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 11–16 Uhr, CFA, Am Kupfergraben 10