NPD-Propaganda in Hildesheim

In Hildesheim wehren sich 2.000 Demonstranten gegen einen Aufmarsch der NPD. Die will die Stadt zum Symbol gegen „Ausländergewalt“ machen und nutzt den Termin für Wahlkampfpropaganda ihres Landtagskandidaten

Eine Stadt wollte die NPD zum Symbol gegen „Ausländergewalt“ machen. „Wir müssen“, meinte Andreas Molau, NPD-Spitzenkandidat in Niedersachsen. Denn in Hildesheim würde die „Überfremdung“ und „Ausländergewalt“ voranschreiten. „Ein Stadtviertel nach dem anderen wird zu einem Ghetto“, glaubte Dieter Riefling, Kader der „Freien Kameradschaften“ (FK). Am Samstag marschierten etwa 180 NPD- und FK-Anhänger in der Stadt auf. Willkommen waren sie nicht.

Unter dem Motto „Bunt statt Braun“ protestierten rund 2.000 Menschen gegen den Marsch. Ein „Bündnis gegen Rechts“ hatte zu der Demonstration aufgerufen. Superintendent Helmut Aßmann betonte, dass die Verherrlichung des Nationalsozialismus „kein Kavaliersdelikt, sondern ein Deal mit der Hölle“ sei.

Anlass zu dem Marsch, den der Hamburger Neonazi Christian Worch anmeldete, lieferte den Rechtsextremen ein Vorfall vor wenigen Wochen. Am 19. September hatten sieben NPD-Anhänger im Fahrenheitgebiet, wo viele Migranten leben, Wahlkampfmaterial verteilt. Bei der Verteilung sollen sie eigenen Aussagen zufolge angegriffen wurden sein.

Die Polizei schließt allerdings nicht aus, dass die Aktion eine gezielte Provokation der Rechten war. „Der Zusammenhang scheint offensichtlich zu sein“, meinte Polizeisprecher Claus Kubik. Noch laufen die Ermittlungen.

In Hildesheim will Riefling für die NPD bei den Landtagswahlen antreten. Schon in den 1980er Jahren war er zweiter Vorsitzender des Hildesheimer Büros der 1995 verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“. In dem 2000 verbotenen Netzwerk „Blood & Honour“ (B & H) wirkte er ebenfalls an führender Stelle mit.

Seit Jahren besteht in der Stadt eine rechte Szene, deren Anhänger sich gern „nationale Sozialisten“ nennen. Als „Bürgerinitiative für Zivilcourage“ versuchen sie Akzeptanz zu gewinnen. Ihr Dauerthema sind „die Ausländer“. Aber auch durch kleine Aktionen wie Müllaufsammeln hoffen sie sich vor Ort verankern zu können.

„Ausländer rein – wir sagen nein“ skandierten die Rechten, als sie am Samstag durch die Straßen marschierten. Dort schallte ihnen Klezmer entgegen und auf Transparenten stand „NoNPD“ zu lesen. Vor den überwiegend aus dem militanten Spektrum kommenden Rechten hielt sich Molau, der sich sonst gern als Intellektueller geriert, nicht zurück: „Im Parlament werden wir den Politikern Feuer unterm Arsch machen“, sagte er. Riefling dagegen drohte: „Es wird uns ein Leichtes sein, Zigeuner- und Türkenbanden in die Knie zu zwingen.“ ANDREA RÖPKE, ANDREAS SPEIT