WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Mendelssohns?
: Ein Familientreffen!

Welche Genies kamen aus diesem Haus: Philosophen und Schriftstellerinnen, Bankiers und Wissenschaftler, Salonièren und Komponisten, Gelehrte und Schriftgelehrte, Humanisten und Aufklärer. Nur wenige Familien haben Deutschland, und auch Berlin, so sehr mit Hochkultur versorgt wie die des Philosophen Moses Mendelssohn und seiner Nachkommen.

Am vergangenen Wochenende lud der Berliner Senat die Nachfahren von Moses Mendelssohn ein, sich in der Stadt zu treffen und auf Spurensuche zu gehen. Anlass der Einladung: Am Sonntag wurden vier frisch restaurierte Stelen von Ahnen der heutigen Mendelssohns auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee gesegnet. Kultur-Staatssekretär André Schmitz hatte die Idee zum Treffen.

Aus allen vier Himmelsrichtungen kamen fast 300 Ur-ur-ur-ur-ur-ur-usw-Enkel und Ur-ur-ur-ur-ur-ur-usw-Enkelinnen. Der überwältigene Zuspruch der Familienmitglieder, die sich untereinander auch nicht alle kannten, berührte die Stadtoberen. Um aber ja keinen irgendwie gearteten antijüdischen Neid aufkommen zu lassen, wurde in der Presse immer wieder betont, dass die Nachkommen die Kosten für Reise und Unterkunft selbst tragen. Das wirkt, gelinde gesagt, komisch. Ließ sich nicht ein Sponsor auftreiben – vielleicht aus Bankkreisen? Schließlich hat die Deutsche Bank die von Joseph Mendelssohn, dem ältesten Sohn von Moses, gegründete Privatbank Mendelssohn & Co nach 1933 im Rahmen der Arisierung geschluckt. Und nie wieder ausgespuckt. WS FOTO: ARCHIV