Geldregen für Hafenwirtschaft

OLYMPIA Sollen die Spiele in Hamburg steigen, müssen Unternehmen umgesiedelt werden. Umweltgruppen befürchten Hafenerweiterung

„Wir werden uns einer Vernichtung des intakten Naturraums entgegenstellen“

MANFRED BRAASCH, BUND

Olympische Spiele in Hamburg dürften nicht zu einer „Hafenerweiterung durch die Hintertür“ führen, fordert der Naturschutzbund (Nabu). Die Inanspruchnahme von Flächen „außerhalb des jetzigen Hafennutzungsgebietes lehnen wir ab“, erklärt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim Nabu in Hamburg.

Grund für die Kritik ist eine Verständigung zwischen der Stadt und der Hafenwirtschaft über die Nutzung der Elbinsel Kleiner Grasbrook für die Olympischen Spiele 2024 oder 2028. Dort, westlich der Elbbrücken und südlich der Hafencity, soll das Olympische Zentrum mit Stadion, zwei Hallen, Olympischem Dorf und Medienzentrum entstehen. Dafür jedoch müssen die dort existierenden Hafenfirmen verlagert werden – wohin, ist offen.

Im Blick hat die Stadt die Flächen des Central Terminals Steinwerder (CTS) südlich der Werft Blohm + Voss. Umweltgruppen dagegen befürchten eine Verlagerung von Unternehmen nach Moorburg. Das Dorf an der Süderelbe ist seit 1982 offiziell Hafenerweiterungsgebiet, die Stadt hat mehr als 90 Prozent der Häuser aufgekauft. Moorburg ist die stille Reserve für den einst prognostizierten wachsenden Flächenbedarf des Hafens, der so nicht eingetreten ist.

Dass es dabei bleibe, fordert auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): „Wir werden uns einer Vertreibung der Menschen in Moorburg und einer Vernichtung des noch weitgehend intakten Naturraums entgegenstellen“, kündigt BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch an.

In der Vereinbarung sichert die Stadt den Unternehmen adäquate Flächen und Mietpreise zu, ebenso die Übernahme der „nachweislich verlagerungsbedingten Kosten“. Das sei „selbstverständlich“, konzedieren Nabu und BUND. Sorgen bereitet ihnen die Formulierung, neue Flächen könnten „auch außerhalb des Hafennutzungsgebietes“ liegen – das lehnen die Umweltverbände „kategorisch ab“.

Noch am Montag hatte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) von einer Verlagerung betroffener Firmen nach Steinwerder gesprochen. Weil das vor Jahren vorhergesagte Containerwachstum wegen der globalen Schifffahrtskrise nicht eintritt, werden die dortigen Flächen auf Jahrzehnte nicht benötigt. Deshalb ist die Umsiedlung von Firmen vom Grasbrook nach Steinwerder zugunsten von Olympia naheliegend.

Nach Einschätzung des Grünen-Abgeordneten Anjes Tjarks ist die neue Vereinbarung „ein Blankoscheck über Hunderte Millionen Euro“ für die Unternehmen. Olympia werde „zum Goldregen für die Hafenwirtschaft“.  SMV