Einblick (560)

ANGELA ANDERSON, FILMEMACHERIN/AUSSTELLUNGSDESIGNERIN

■ Angela Anderson kommt ursprünglich aus Wisconsin, USA. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Berlin. Studium der Media Studies an der New School in New York (Abschluss: MA) sowie Economics und Lateinamerika-Studien an der University of Minnesota (BA). Ihr Zwei-Kanal-Film „Unearthing Disaster“ (2013, in Kollaboration mit Angela Melitopoulos) über Widerstand gegen eine Goldmine in Griechenland, wird im Mai 2015 auf der Thessaloniki-Biennale gezeigt. Seit 2008 ist Anderson Ausstellungsdesignerin und technische Leiterin der Forum-Expanded-Ausstellung der Berlinale. Ihr postmigrantisches, transnationales Aufbau-Team zeichnet sich durch ein für den Kunstkontext ungewöhnliches Geschlechterverhältnis aus. Zurzeit arbeitet Anderson an ihrem ersten Spielfilmdrehbuch.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Angela Anderson: Die letzte Ausstellung, die einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen hat, war Otto Pienes Diaprojektor-Installation „The Proliferation of the Sun“ in der Neuen Nationalgalerie. Eine spektakuläre audio-visuelle, performative Installation. Pienes hybride Kombination aus Skulptur, Malerei, experimenteller Musik, Performance-Elemmenten und früher Videokunst erzeugte einen immersiven, affektiven filmischen Bild-Raum par excellence. Für mich verwirklichte dieser Raum Rancières Idee, dass ästhetische Erfahrung das Politische neu ordnet, indem sie das Sinnliche neu ordnet. Die neuen Richtungen und das körperliche Erleben von Erinnerung, die hier möglich werden, sind für mich der Grund, audio-visuelle Installationskunst zu machen. Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen? Ich gehe meistens am Kotti aus, in den Südblock, ins Möbel Olfe oder ins Café Kotti. Als Konzert empfehle ich Oum Schatt im Antje Øklesund am Freitag. In weiterer Ferne die Operette „Swan Song“, eine Kollaboration von Keren Ida Nathan, Gili Ben-Zvi und Uli Ertl. Der vierte Akt läuft im Mai im Theaterlaboratorium auf dem RAW-Gelände. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Ich lese gerade zwei Bücher. „Die Schock-Strategie“ von Naomi Klein, im Prinzip eine komprimierte Geschichte des Neoliberalismus. „Caliban und die Hexe“ von Silvia Federici untersucht die Geschichte des weiblichen Körpers im Übergang zum Kapitalismus, insbesondere während der Hexenverfolgung im 14. und 15. Jahrhundert. Magazine lese ich selten, aber ich höre fast jeden Tag „Democracy Now!“. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Morgens Kaffe und Joggen. Mein Fahrrad und meine Kamera machen mich auch sehr glücklich.