KLEMM’S
: Ringfinger und andere Träume in der heterosexuellen Matrix

Lesben wissen: Wessen Zeigefinger kürzer ist als der Ringfinger, muss dazugehören. Stimmt nie, ist aber lustig. Beggy Buth treibt das Spiel in der Gruppenausstellung „Who’s Speaking“ auf die Spitze. „Finger it Out“ gibt eine pseudo-wissenschaftlichen Anleitung, um per Fingervermessung die sexuelle Orientierung, Genderidentität und Neigung zu Aggression zu messen. Der Ton des Tests ist flötend harmlos. Die Kulturgeschichte nicht: Wer homosexuell war, nicht in die Zweigeschlechterordnung passte oder als „unzivilisiert“ galt, wurde wahlweise kriminalisiert oder pathologisiert, nicht zuletzt durch Körpervermessungen. In Buths Videoarbeit „you love me“ scheint das alles dem Ziel heterosexuellen Friedens zu dienen. Doch auch der entlarvt sich als trashige Sammlung voller Sonnenuntergangsfotos und pathetischer Dialogfetzen: „Liebst du mich?“ – „Du bist wie alle anderen“ – „Ja, aber liebst du mich?“ Katarina Zdjelar setzt ähnlich enervierende Klänge ein: schauspielerische Körper- und Stimmübungen. Immer wieder der gleiche Zungenschlag, ständig wiederholt. Wer es macht, geht sich selbst nicht auf den Geist. Nur zuzugucken tut weh. NYM

■ Di.–Sa., 11–18, Prinzessinenstr. 29