Der Norden wird zivilisiert

BUNDESWEHR-REFORM In Norddeutschland fallen mehr als 30.000 Stellen weg. Am stärksten betroffen ist Schleswig-Holstein, wo der Verteidigungsminister über die Hälfte der Dienstposten streicht

„Gut, dass Kräfte für den Katastrophenschutz bleiben“

PETER-HARRY CARSTENSEN, CDU

Der Truppenabbau der Bundeswehr betrifft Norddeutschland besonders stark. Schleswig-Holstein verliert 15.300 von bislang 26.000 Dienstposten – mehr als 40 Prozent. Komplett geschlossen werden nach den von Verteidigungsminister Thomas de Maizière gestern vorgestellten Plänen die Standorte Alt Duvenstedt, Hohn,Glücksburg, Lütjenburg, Seeth, Ladelund, Bargum und Hürup. Faktisch aufgelöst werden Boostedt, Schleswig, Bramstedtlund und Itzehoe, wo nur ein Bruchteil der Stellen erhalten bleiben. In Kiel werden 1.700 von 5.290 Dienstposten gestrichen, in Stadum 1.070 von 1.590, in Oldenburg 480 von 730 und in Plön 450 von 940. Weitere 780 Posten fallen in Flensburg, Husum und Appen weg. Mit künftig 5,4 Dienstposten je 1.000 Einwohner wird die Bundeswehrdichte aber auch künftig mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts betragen.

Jetzt müsse der Bund Wege zur Konversion der von Abbau betroffenen Standorte für eine zivile Nutzung öffnen, sagte Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen (CDU). Immerhin sei gut, „dass Kräfte in Schleswig-Holstein bleiben, die für den Katastrophenschutz gebraucht werden“, sagte er zum Erhalt des Spezialpionierbataillons in Husum.

In Niedersachsen werden die drei Standorte Schwanewede, Ehra-Lessien und Lorup mit insgesamt mehr als 1.200 Dienstposten geschlossen. Insgesamt gehen dem Land 10.800 von 51.600 Dienststellen verloren, 21 Prozent. In Hannover, Lüneburg, Munster, Aurich, Delmenhorst, Seedorf oder Rotenburg fallen gleich mehrere hundert Stellen weg. Zusätzliche Dienstposten wird es unter anderem in Schortens und Nordholz geben. Niedersachsen bleibt dennoch mit Abstand das Land mit der stärksten Bundeswehr-Präsenz.

Stark betroffen ist Bremen, wo von 1.100 Dienstposten 400 wegfallen sollen. Hamburg dagegen verliert von 2.700 Stellen nur 300. Mecklenburg-Vorpommern büßt 3.800 Stellen ein, ein Viertel des bisherigen Bestands. (taz)

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