Zu viel Demut

FUSSBALL RB Leipzig und Trainer Alexander Zorniger trennen sich vorzeitig. Kommt nun Thomas Tuchel?

BERLIN taz/dpa | „Nach den zweieinhalb Jahren aktuell über einen anderen Trainer nachzudenken, da müssten wir geisteskrank sein.“ Diesen Satz hat RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick vor wenigen Tagen formuliert. Nach der 0:2-Niederlage in Aue, dem ersten Spiel nach der Winterpause, haben sich nun der Klub und Zorniger auf eine Auflösung des Vertrags geeinigt.

Der Entscheidung war ein Gespräch der Vereinsführung mit Zorniger vorausgegangen, in welchem dem 47-Jährigen offenbart wurde, man werde ihm im Sommer seinen bis 2016 datierten Vertrag vorzeitig aufkündigen. Zorniger erklärte gestern, nach dieser Unterhaltung sei er zu der Einsicht gekommen, es sei besser, „sofort einen Cut zu machen“. Wie es in einer Klubmitteilung heißt, bat Zorniger selbst um eine Vertragsauflösung. Seit Wochen wird in Leipzig bereits darüber gemunkelt, dass der frühere Mainzer Bundesligatrainer Thomas Tuchel den Klub in der nächsten Saison übernehmen soll. Erst einmal wird nun vermutlich der bisherige U17-Trainer Achim Beierlorzer als Interimstrainer einspringen.

Zuletzt waren in Leipzig die Differenzen zwischen Zorniger und Rangnick immer deutlicher geworden. Vordergründig ging es um die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, das Team mit dem Ziel Aufstieg in die Erste Bundesliga unter Druck zu setzen. Zorniger wehrte sich dagegen und forderte mehr Demut ein, Rangnick sprach sich dafür aus: „Mit oder ohne Demut: Wenn wir einfach nur die Saison hätten zu Ende spielen wollen, dann hätten wir nix ändern müssen.“ Der Klub hat sich in der Winterpause für gut 9 Millionen Euro verstärkt. Der israelische Nationalspieler Omer Damari (Austria Wien) ist mit kolportierten 5 Millionen Euro Ablöse der teuerste Neuzugang. Gemeinsam mit dem schwedischen Nationalspieler Emil Forsberg, für den RB Leipzig an Malmö FF etwa 3,7 Millionen Euro zahlte, soll er den Tabellensiebten ins Oberhaus schießen.

Zuletzt nahm der Druck auf Zorniger auch zu, weil das Team in den vergangenen neun Spielen lediglich zwei Siege erzielen konnte. Der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz wuchs auf sechs Zähler an.

Alexander Zorniger kam 2012 nach Leipzig und führte den damaligen Regionalligisten bis in die Zweite Bundesliga. „Alex hat hier hervorragende Arbeit geleistet und war mit der Mannschaft in den letzten zweieinhalb Jahren maximal erfolgreich“, lobte Rangnick. Doch bereits vor Zorniger hat man sich beim Mäzenverein des Brausehersteller und Milliardärs Dietrich Mateschitz mit Erfolgen nur wenig Kredit erspielen können. Tino Vogel wurde direkt nach dem Aufstieg in die Regionalliga 2010 entlassen.