Schuss in den Oberkörper

TODESFALL Nach einem angeblichen Angriff mit Eisenstangen erschießt ein Polizist in Cuxhaven einen Mann. Ob das vermeidbar gewesen wäre, wird nun geprüft. Ermittler gehen vorerst von Notwehr aus

„Es ist das Schlimmste, was einem Polizisten passieren kann“

Ilka Rademacher, Polizei Oldenburg

Der Schuss war tödlich, das zumindest steht fest. Für die Ermittlungsbehörden scheint der Fall klar: Notwehr. Während eines Seminars im Kreishaus Cuxhaven, so die offizielle Darstellung, hat ein 47-jähriger Mann am Mittwochabend die TeilnehmerInnen beschimpft und bedroht. Anschließend griff er mehrere von ihnen mit Metallstangen an, es gab Verletzte. Wenig später traf ein über die Rettungsleitstelle der Region gerufener Streifenwagen ein.

Laut Zeugenangaben befanden sich die beiden eintreffenden Polizeibeamten, 25 und 41 Jahre alt, in einer durchaus bedrohlichen Situation: Wie ein Ritter seine Lanze soll der aggressive Mann die Metallstangen gehalten haben. Nachdem er mehrfach dazu aufgefordert haben soll, die Stangen hinzulegen, schoss der 25-jährige Polizist dem 47-Jährigen in den Oberkörper – mit Todesfolge.

Ob das gerechtfertigt war, muss die Rekonstruktion der Polizei Delmenhorst ergeben, der aus Gründen der Objektivität die Ermittlungen übertragen wurden. Sie hatte den betroffenen Beamten gestern noch nicht vernommen. „Ihm geht es schlecht. Es ist das Schlimmste, was einem Polizisten passieren kann“, sagt Ilka Rademacher von der Polizeidirektion Oldenburg. Mehr werde man frühestens nach der für heute angesetzten Obduktion sagen. Dann werde auch geklärt sein, ob der Angreifer etwa betrunken war.

„Wir gehen eindeutig von einer Notwehrlage aus“, sagt Stades Leitender Oberstaatsanwalt Hartmut Nitz. Bei dem Toten handele es sich um einen Mann aus dem Kreis Cuxhaven, der zurzeit keinen festen Wohnsitz habe. In der Vergangenheit sei er bei der Polizei bereits mehrmals als aggressiv aufgefallen.

„Wie die Situation in der Sekunde war, als der Schuss abgegeben wurde, ist Gegenstand der Ermittlungen“, sagt Staatsanwalt Nitz. Dafür müssten die Delmenhorster Beamten jetzt zahlreiche Zeugen befragen und die am Tatort gesicherten Spuren auswerten. KVA