Solitär vergesellschaftet

Das dreiflügelige Unilever-Haus bei der Musikhalle soll grunderneuert und mit einem „kleinen“ Bruder versehen werden. Das neue Bürohaus mit Wohnungen soll das Quartier beleben

VON GERNOT KNÖDLER

Das dreiflügelige, gläserne Unilever-Haus unweit der Musikhalle war wohl die längste Zeit ein Solitär. Nach den Plänen der Union Investment Real Estate soll das 1963 fertig gestellte Hochhaus grunderneuert und mit einem fünf bis zehn Stockwerke hohen Ergänzungsbau versehen werden. Dieses Gebäude auf einem heute mit Bäumen bestandenen Parkplatz würde den Blick von der Musikhalle auf das Unileverhaus verstellen. Damit wird auch der Denkmalcharakter des Gebäudes beeinträchtigt.

Die Sanierung wird möglich, weil Unilever seine Unternehmenszentrale 2009 in die Hafencity verlegen will. Mit dem Bau am Strandkai zu Füßen der orangenen Aussichtsplattform der Hafencity ist schon begonnen worden. Das alte 22-stöckige Hochhaus mit seinen drei, um einen dreieckigen Kern kreisenden Flügeln, soll eine moderne, energiesparende Fassade in der alten Optik erhalten, dazu eine neue Haustechnik und es soll um zwei Etagen erhöht werden.

Das runderneuerte Haus mit dem neuen Namen „Central Plaza Hamburg“ soll am Valentinskamp um einen triangelförmigen Glasbau ergänzt werden. Dessen halboffene Seite würde zum Central Plaza zeigen. Die Gebäudehöhe stiege Richtung Norden und zum Hochhaus hin gleichmäßig von fünf auf zehn Stockwerke an. Die Triangel soll im Erdgeschoss durch Läden und Gastronomie belebt werden. Zusätzliche Durchgänge an der Spitze und an den Seiten sollen den Innenhof der Umgebung öffnen. „Dadurch soll das Ganze einen Charakter bekommen, der zum Verweilen einlädt“, sagt Susanne Kaschub von der Bauherrin Union Investment.

Oberbaudirektor Jörn Walter befürwortet den Neubau, weil er dem Valentinskamp eine Fassung gibt. Überdies belebe er eine tote Ecke. Dazu trügen auch die Wohnungen bei, die im Neubau vorgesehen seien, sagt Ingolf Goritz, GAL-Bezirksabgeordneter. Schließlich sei die Innenstadt jahrzehntelang entvölkert worden. Ein Fünftel der 20.000 Quadratmeter Geschossfläche ist dem Wohnen vorbehalten.

Auch der Bauausschuss des Bezirks Mitte hat das Projekt mit einer Gegenstimme befürwortet. Die öffentliche Plandiskussion soll nach Auskunft des Bezirksamtes am 28. November stattfinden. Dort könnte diskutiert werden, ob es sinnvoll ist, ein Hochhaus, das als für sich stehende Skulptur angelegt wurde, einzupacken.

„Das Unilever-Haus wurde bewusst als einzelner Baukörper freigestellt, so dass die Proportionen und die Architektur besonders zur Geltung kommen“, erläuterte das Denkmalschutzamt anlässlich der Unterschutzstellung 2001. Das Fehlen von Assistenzbauten in unmittelbarer Nähe sei überdies ungewöhnlich für die Nachkriegsarchitektur der 60er Jahre.

Im Bauausschuss wandte sich allein die GAL-Abgeordnete Ursula Schneider gegen den Ergänzungsbau. Das Unilever-Haus sei ein Solitär in einem schönen Freiraum, der so belassen werden sollte, findet sie.