Der deutsche Mann

betr.: „Die katalanische Frau“, taz wahrheit vom 12. 10. 07

Der deutsche Mann ist eine Katastrophe. Jede weiß es, außer ihm selbst. Viel Unrühmliches haben er und seine Artgenossen im Laufe der Zeit hervorgebracht: schreckliche Essgewohnheiten, verbaute Städte, bizarre Bräuche und eine sexistische Literatur. Nach einem deutschen Mann Ausschau zu halten, der Witz, Verstand und Herzlichkeit besitzt, ist wie die Suche nach einer taz ohne mindestens einen sexistischen Artikel.

Gerne lässt sich der deutsche Mann die mehr oder weniger spärlichen Körperhaare wachsen. Damit möchte er demonstrieren, dass er es nicht nötig hat, weil er annimmt, die glatt epilierten oder wachsbehandelten deutschen Frauen würden ihn mangels Alternative auch so nehmen. Polinnen sind die einzige Hoffnung des deutschen Mannes, da sie den mürrischen, mundfaulen, wahlweise schlaksigen oder übergewichtigen, Jogginghosen tragenden Egomanen zunächst besser tolerieren. Dazu wäscht er wöchentlich sein auf Pump gekauftes Auto, das der Einwanderin den Eindruck vermitteln soll, er würde für ihre Hausfrauen-, Reproduktions- und Sex-Dienste mit Zuneigung, Kost und Logis aufkommen. Spätestens im zweiten Ehejahr erkennt die so Beschissene das ganze Ausmaß der Täuschung. Etwa bis zum Bier im Kühlschrank reichen seine Gedankengänge, handgreiflich vermittelt er seine Absicht, möglichst billig und widerspruchslos versorgt zu werden, und ob er ein Herz hat, das bleibt im Ungewissen. Doch das verunsichert den deutschen Mann nicht. Er zieht weiter als Kolonialist durch die Welt und übt Anmaßung und Peinlichkeit. Gerne besprüht er sich mit billigem süßlichem Rasierwasser, zwängt seinen wabbeligen Körper in Markenanzüge aus dem Outletstore und krönt das Ganze mit rosafarbenen Seidenimitatkrawatten. So meint er gewappnet zu sein, um eine zukünftige Bedürfnisversorgungs-Person zu betören. Dieser erzählt er dann rührselige Geschichten von der Kochkunst seiner eifersüchtigen Mutter, die noch bei ihm wohnt, und vom harten Arbeitskampf in diesem von der Globalisierung gebeutelten Land voller Heuschrecken und Pleitegeier. Nichts weiß er von der Kultur in anderen Ländern Europas, und auch die nordfriesischen Halligen sind für ihn Terra incognita, weil er dort nicht mit seinem Auto rauffahren darf. Die Möglichkeiten, mit einem deutschen Mann glücklich zu werden, sind unendlich begrenzt. TARA SCHUCH, Minden