hamburg heute
: Unbeirrte Kritikerin

Der 2.000 Hamburger Stolperstein erinnert an die Thalia-Schauspielerin Hanne Mertens

Hanne Mertens war eine der Mutigen. Unbeirrt kritisierte sie das Nazi-Regime – ein Verhalten, das sie kurz vor Kriegsende das Leben kostete: 1945 wurde sie im KZ Neuengamme ermordet, weil sie „Wehrkraftzersetzung“ betrieben hatte, wie die Nazis es nannten.

Dabei war sie als Schauspielerin, die seit 1943 am Thalia Theater arbeitete, in die Gesellschaft integriert. So gut, dass sie glaubte, auf privaten Partys ihre Meinung sagen zu können. Doch irgendwer hat sie denunziert. 1945 wurde sie in die Gestapohaftanstalt Fuhlsbüttel, später nach Neuengamme gebracht, wo man sie erhängte. Rassistische Gründe gab es nicht; Mertens war keine Jüdin. „Gerade deshalb habe ich sie für den 2.000 Hamburger Stolperstein gewählt“, sagt Initiator Peter Hess.

Der Messing-Quader, der Namen sowie Deportationsdatum oder -ort enthält, wird heute vor dem Thalia Theater verlegt.

Zahlende Patin des Stolpersteins ist Sibylle Friedländer, jüngste Schwester des Schauspielers Boy Gobert. Auch sie ist Kriegskind und mag nicht beurteilen, ob Hanne Mertens naiv oder bewusst provokant war. Auch dass die Steine neonazistische Umtriebe verhindern, glaubt sie nicht. „Aber es sind wichtige Gedenk-Orte.“ Schon, weil man sich, um sie zu entziffern, ein kleines Stück verbeugen muss. PS

Der Stolperstein wird heute um 12 Uhr vor dem Thalia Theater verlegt.