Der Alterspräsident

Pechschwarz ist das Haupt von Renato Vugrinec längst nicht mehr, die grauen Haare schimmern deutlich durch. Mit seinen 36 Jahren ist der ehemalige slowenische Nationalspieler der „Alterspräsident“ im Team des HSV Handball. Sein Wert für den Meister zeigte sich am Sonnabend im Bundesliga-Heimspiel gegen die HBW Balingen-Weilstetten aber sehr deutlich.

Die Hamburger gewannen souverän mit 36:22 (16:12) und Vugrinec agierte, als trage er schon seit Jahren das Trikot des HSV. Er setzte seine Mitspieler geschickt ein und erkannte mit geschultem Auge die Lücken in der gegnerischen Deckung so zielstrebig, dass für ihn nach der Schlusssirene vier Tore zu Buche standen.

„Renate“, wie Vugrinec von seinen Mitspielern gerufen wird, fackelte bei der Chance auf einen Torwurf nicht lange. Auch in der zweiten Hälfte drosselte der HSV das Tempo nicht. Mit nunmehr 16:4 Punkten stehen die Hamburger auf dem zweiten Tabellenplatz in der Handball-Bundesliga.

Dass es Vugrinec noch einmal in die Bundesliga geschafft hat, überrascht ihn selbst. Eigentlich hatte er sich schon damit abgefunden, dass er im Spätherbst seiner Karriere noch hier und dort ein Engagement annehmen und es irgendwann gut sein lassen würde. Es hatte ihn unter anderem in die Wüste gezogen: Bis zum Beginn dieses Jahres spielte er für Al-Sadd Doha. Danach hielt er sich beim slowenischen Klub RK Koper fit.

Als im September beim HSV reihenweise die Linkshänder für die Position im rechten Rückraum mit Verletzungen ausfielen, erinnerten sich die Vereinsverantwortlichen bei ihrer Suche nach Ersatz an Vugrinec, der von 2004 bis 2006 für den SC Magdeburg gespielt hatte. Vugrinec erhielt das nächste Kurzengagement – er unterschrieb einen Vertrag bis zum Januar 2012.

“Ja, das ist schon etwas komisch, dass ich noch einmal beim deutschen Meister gelandet bin. Für mich ging es zunächst einmal darum, wieder richtig fit zu werden. Schließlich hatte ich in den Monaten davor ja nur ein wenig Freizeithandball gespielt“, sagte er. Nach einigen Widrigkeiten zum Beginn seiner Zeit beim HSV hat er zuletzt seinen Wert für die Mannschaft deutlich unter Beweis stellen können. Mit dem 36:22 gegen Balingen-Weilstetten feierte der Titelverteidiger den siebten Sieg in Serie und ist erster Verfolger des Tabellenführers THW Kiel.

Für Vugrinec bleibt nur die Frage, wie es für ihn über den Januar 2012 hinaus weitergehen wird. Seine Chance auf eine Weiterbeschäftigung beim HSV Handball sinkt in dem Maße, in dem sich die anderen Linkshänder von ihren Verletzungen erholen. CHRISTIAN GÖRTZEN