SPORTPLATZ
: Nach ganz oben geht nichts

2. FUSSBALLBUNDESLIGA Union verliert gegen St. Pauli mit 2:0. Die Fans feiern dennoch

„Wir sind nicht mehr nach vorn gekommen: Der Gegner war sofort da“

MARKUS KARL, UNION

In und um die Alte Försterei herum geht es am Freitagabend nach Abpfiff so harmonisch zu, dass man denken könnte, die beiden Mannschaften hätten ein packendes Unentschieden hingelegt. Die Teams von Union Berlin und dem FC St. Pauli, Gegner im Duell Tabellensiebter gegen Tabellenvierter, wurden gleichermaßen gefeiert. Union-Trainer Uwe Neuhaus und Gästecoach Andre Schubert schäkerten bei freundschaftlichem Plausch. Trotz eher mäßigen Spiels, trotz eines 2:0-Erfolgs der Hamburger ist es dank zweier großartiger Fangemeinden ein toller Fußballabend – in diesen Zeiten vielleicht ein Zeichen wider die Gewalt in Fankreisen.

„Dass Leistungen sportlich fair akzeptiert werden, ist traumhaft schön“, erklärt St.-Pauli-Coach Schubert auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. „Was sich Union hier aufgebaut hat, gibt es sehr, sehr selten.“ Während er das sagte, feiern die Fans in der Kurve noch immer ein Union-Team, das seine Überlegenheit in der ersten Halbzeit nicht hatte in Torszenen ummünzen können. „Hier hat heute das cleverere Team gewonnen, ich wünsche St. Pauli alles Gute“, formuliert es Union-Trainer Neuhaus.

Clever aber agierte St. Pauli allenfalls in Hälfte zwei. In den ersten 45 Minuten ließ man Union vor allem über rechts viel zu viel Platz: Christian Quiring, an diesem Tag einer der besten Unioner, nutzte die Schwäche der Hamburger ein ums andere Mal mit starken Antritten aus – doch im Abschluss blieb Union schwach.

Nach einer auf beiden Seiten fehlerhaften Anfangsviertelstunde konnten sich die Berliner mit Patrick Kohlmann, Michael Parensen und Quiring im Mittelfeld ein Übergewicht erspielen. Heraus kam dabei aber nur ein nicht gegebener Elfmeter, als St.-Pauli-Innenverteidiger Markus Thorandt gegen Union-Stürmer John Jairo Mosquera nicht sauber klärte (33.). Mosquera musste danach mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld.

St. Pauli zeigte in der zweiten Hälfte, wie man seine Überlegenheit ausspielt. Aus der Kabine gekommen waren die Hamburger vor allem präsenter in den Zweikämpfen, enger an den Gegenspielern – ohne allerdings zu brillieren. „Es war nicht so, dass wir nicht wollten“, sagt Union-Mittelfeldspieler Markus Karl nach dem Spiel. „Doch wir sind nicht mehr nach vorn gekommen: Der Gegner war sofort da.“

Das hatte Folgen: Nach einer missglückten Abwehraktion von Karl gegen St. Paulis Max Kruse in der 63. Minute kam der Ball zu Deniz Naki, der für die Gäste mit rechts zur Führung abschloss. Im Gegenzug traf Christian Stuff nur den Pfosten. Kurz darauf staubte Markus Thorandt für die Gäste nach einer Ecke ab (78.) und traf zum spielentscheidenden 2:0.

Auch wenn St.-Pauli-Trainer Andre Schubert sagt, ihm sei die Tabelle derzeit noch recht egal – „Wer da an wem dranbleibt, das ist doch müßig zu diesem Zeitpunkt“ –, ist nach einem Drittel der Saison absehbar, wohin die Reise für beide Teams geht. Union hätte personell, vor allem mit der starken Innenverteidigung und dem Mittelfeld um Torsten Mattuschka, die Möglichkeiten, oben mitzuspielen. Aber halt nicht ganz oben, wie die jüngsten Niederlagen in Frankfurt und gegen St. Pauli zeigen. Letztere aber sollten bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielen können, wenn sie selbst solche Spiele wie an diesem Abend gewinnen.

Ein kleiner Trost für die Berliner: Gemessen an den Sangeskünsten in den Fanreihen geht die Partie eindeutig an Union. Und somit hat man ja doch irgendwie ein Unentschieden herausgeholt. JENS UTHOFF