LESERINNENBRIEFE
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Weiterhin wachrütteln

■ betr.: „Mein Herz gehört mir“, taz vom 29. 10. 11

In beinahe allen Medien, das Fernsehen allen voran, haben wir nur befürwortende, sehr unkritische und einseitig moralisierende Aufrufe an „die Bürger“; diese aber bewusst einlullend vom selber Denken abhaltend. Dass Heike Haarhoff den Finger auf die Wunde des Geschäftes mit dem Organhandel legte, ist dringend nötig, ebenso wie der Hinweis auf die rein privatwirtschaftlich zentralisierte Organisation der DSO. Als oft gefragter Hausarzt zu diesen Themen erfährt man auch, wie viel Zeit und Mühe es braucht, die Patienten nur einigermaßen zum Selberdenken zu bekommen, da sie alle mit dem in dieser Beziehung sehr fragwürdigen Argument der Nächstenliebe zugemüllt sind. Wachrütteln weiterhin! Hinweisen auf die unqualifizierten Vorschläge, den Vermerk der Organspendebereitschaft bereits auf die E-card setzen zu lassen! Hinweisen darauf, wie untot ein Hirntoter ist! Hinweisen immer wieder darauf, wie unter Umständen sehr kurz das Leben wirklich verlängert wird mit Inkaufnahme haarsträubender Nebenwirkungen der Immunsupressiva, die nicht nur milliardenteuer sind, sondern das Krebsrisiko auf ein Mehrfaches steigern. Davon erfährt der Organempfänger sowieso nichts.

Als Kritiker haben wir hier politisch und auch in Fachkreisen einen ziemlich schweren Stand, weil die Argumentation schon so lange einseitig vorangetrieben wurde. Umso dringender müssen wir Sand im Getriebe bleiben, bevor der Gegenwind unüberwindlich wird. Bringen Sie aufklärende Artikel so oft wie möglich! Der mündige Patient und auch die kritische Fachwelt werden es Ihnen danken!

ANDREAS ZUCKER, Allgemeinarzt, Salem

Nicht die letzte Aktion

■ betr.: „Der letzte Sieg der Atomlobby“, taz vom 29. 10. 11

Bestimmt war es nicht die letzte Aktion der Atomlobby. Denn hinter den Kulissen wird schon wieder eifrig an der „Wiederauferstehung dieser Technologie“ gearbeitet. Die Fusionsforschung läuft in vollem Umfang weiter, und auch bei uns wird die Forschung und Entwicklung der sogenannten Generation-IV-Reaktoren (z. B. Hochtemperaturreaktoren) vorangetrieben. Warum müssen wir Geld für etwas ausgeben, das wir sowieso nicht brauchen? Die Laufzeitverlängerung ist vom Tisch, der Atomausstieg „unumkehrbar“ eingeleitet!

CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Die Machenschaften der Lobbys

■ betr.: „Ausgedacht und vorgeführt“, taz vom 29. 10. 11

Glückwunsch zur gelungenen Recherche über die Machenschaften der Atomlobby!

Vergleichbar finanzielle Interessen und hohe Langzeitrisiken sollten euch Anlass sein, auch über Seilschaften, fachliche Inkompetenz und eine mangelhafte, weil abhängige Vorsorgepolitik in anderen (über-)lebenswichtigen Bereichen, wie der Nahrungsmittel- und Kommunikationsindustrie, zu berichten.

ULRICH LEHMANN, Hamburg

Teuer, aber umsonst

■ betr.: „Der letzte Sieg der Atomlobby“, taz vom 29. 10. 11

So bemerkenswert es zweifellos ist, die Umtriebe der Atomlobby einmal en detail nachverfolgen zu können: So siegreich, wie die taz es rückblickend einschätzt, war die Kampagne allerdings nicht. Dass Schwarz-Gelb nach einer gewonnenen Wahl 2009 den Atomausstieg rückgängig machte, ist nicht dieser Kampagne zu verdanken, sondern gehörte zum programmatischen Inventar von Union und FDP.

Richtig ist, dass es den Atomlobbyisten trotz ihrer millionenschweren PR-Kampagnen zu keinem Zeitpunkt, auch nicht nach 2008, gelungen ist, den atomkraftkritischen Mainstream in der Bevölkerung zu ihren Gunsten zu drehen. 2007, im Jahr des Klimaschutzes, machten sich die Atomkonzerne mit ihrer Kampagne „Deutschlands unbeliebte Klimaschützer“ nur noch lächerlich, als es im AKW Krümmel brannte. Sämtliche seriösen Umfragen der letzten 20 bis 30 Jahre zeigen stabile, wenn auch unterschiedlich starke Mehrheiten gegen die Nutzung der Atomkraft in Deutschland. Daran änderte auch die von der taz jetzt aufgedeckte Kampagne 2008 nichts. In den letzten Wochen vor der Bundestagswahl 2009 geriet die Atomlobby sogar ziemlich in die Defensive, als das Bundesumweltministerium Dokumente veröffentlichte, die belegten, dass die Entscheidung für den Bau des Endlagers Gorleben 1983 nicht nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgte, sondern politisch beeinflusst war. Insofern lässt sich unter den diversen Kampagnen der Atomlobby nur ein Strich ziehen: teuer, aber umsonst. Sie offenbaren die ganze Hilflosigkeit einer Branche, die bis heute nichts verstanden hat.

MICHAEL SCHROEREN, Berlin

Mehr Licht im Winter

■ betr.: „Soll die EU die Zeitumstellung abschaffen?“, taz 29. 10. 11

Die Meinung zum Nein von Jan Born (Uni Tübingen), „angeblich“ Fachmann für medizinische Psychologie, ausgerechnet im Sommer eine kollektive Lichttherapie zu befürworten, ist für mich purer Schwachsinn. Der Sommer ist bei uns die lichtreichste Zeit. Angebracht wäre, in der Winterzeit, also in der lichtärmsten Zeit, die Zeit nochmals zu verschieben oder die Sommerzeit zumindest beizubehalten.

Es ist mir noch nicht klar, wer von diesem Unsinn profitiert, irgendwen muss es aber geben. ULRICH WINKELEWSKI, St. Katharinen