„Ich bin ja schon 18 Jahre alt“

Aylin Yaren spielte schon für zwei Nationalteams. Und schlug Franck Ribéry an der Torwand. Noch kickt die 18-jährige Reinickendorferin für Tennis Borussia in der Zweiten Liga. Aber die Deutschtürkin träumt von einem erstklassigen Team

Aylin Yaren hat den größten Star der Fußball-Bundesliga geschlagen. Die 18-jährige Berlinerin siegte im Duell Frau gegen Mann beim Torwandschießen im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF gegen Franck Ribéry, den grandiosen Ballkünstler von Bayern München. Sie erzielte vier Treffer, Ribéry nur drei.

Mit Yaren geriet nicht zufällig irgendeine Freizeitsportlerin ins Rampenlicht. Die junge Frau aus Reinickendorf gehört zu den talentiertesten Kickerinnen in Deutschland. Sie ist in sämtliche deutsche Jugendauswahlteams berufen worden und Stammspielerin beim Zweitligisten und Aufstiegsaspiranten Tennis Borussia Berlin. Und es gibt derzeit wohl keine andere Zweitligaspielerin, die besser vermarktet wird.

So war Yaren bestens vorbereitet auf „den bislang größten Erfolg meiner Karriere“. Ihre seit einem Jahr professionell geführte Homepage wurde nach dem Duell gegen Ribéry stetig aufgerufen. „An einem Tag haben mehr als 800 Menschen meine Seite angeklickt“, erzählt Yaren stolz. Soweit sie weiß, ist sie die Einzige in ihrem Team, die über eine Internetpräsenz verfügt.

Insbesondere die Medien in der Türkei entdeckten plötzlich für sich den Frauenfußball und feierten „ihre“ Aylin Yaren. Denn seit gut einem Jahr trägt Yaren nicht mehr den Dress der deutschen, sondern der türkischen Auswahl. Yaren besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Am liebsten würde sie noch heute für beide Länder antreten. So wie Anfang 2006. Da bekam sie eine Einladung vom türkischen Verband und spielte daraufhin ein Vierteljahr in der deutschen wie in der türkischen U-17-Auswahl. „Ich wollte ausprobieren, wie es mir dort gefällt“, erklärt Yaren. Erst nach drei Monaten erfuhr der Deutsche Fußball-Bund (DFB) von Yarens pragmatischen Umgang mit der Nationalitätenfrage. Die Spielerin wurde nicht mehr eingeladen. „Ich weiß nicht, wie sie es erfahren haben, aber die waren ganz schön sauer“, erzählt Yaren. Im Unwissen, wie nachtragend man sich beim DFB verhalten würde, entschied sie sich für die Türkei. „Ich wollte unbedingt international spielen. Ich kann nicht so lange warten, ich bin ja schon 18 Jahre alt“, erklärt sie.

Yaren ist ungeduldig und tatendurstig. Während ihre Kameradinnen beim Training den Ball gerade vor sich her treiben, tänzelt sie um das Leder herum und lässt mit Körperfinten imaginäre Gegenspielerinnen ins Leere laufen. „Ihre spielerischen Qualitäten sind überdurchschnittlich, nur kann sie sich sehr schlecht vom Ball trennen“, sagt Sven Thoss, ihr Coach bei Tennis Borussia. Außerdem fehle es ihr etwas an Torgefährlichkeit. In dieser Saison gelang ihr in sieben Ligapartien erst ein Treffer. Immerhin traf sie am Sonntag beim 2:1-Pokalerfolg gegen den Lokalrivalen Union Berlin.

Nächstes Jahr möchte Yaren unbedingt in der Ersten Liga spielen. Bereits in der vergangenen Saison hat sie versucht, beim mehrfachen deutschen Meister Turbine Potsdam unterzukommen. Deren Trainer Bernd Schröder aber befand, dass der 1,67 Meter großen und nur 52 Kilogramm schweren Mittelfeldspielerin noch die körperliche Durchsetzungsfähigkeit fehlen würde.

Im Hause Yaren wurde inzwischen gehandelt. „Mein großer Bruder Taner hat mir eine Hantelbank gekauft. Ich stemme jetzt täglich Gewichte“, berichtet Aylin Yaren. Ihr Bruder spielt bei der Karriereplanung eine maßgebliche Rolle. „Taner ist mein erster Ansprechpartner“, sagt Yaren. Ihr Bruder war es auch, der mithilfe eines sachkundigen Freundes ihre Homepage aufgebaut hat. Und beim glorreichen Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“ in Mainz war er natürlich auch dabei. JOHANNES KOPP