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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Donnerstag wird nachmittags das Sozialamt Pankow verunsichert – mit einer Kundgebung unter dem Motto „Wir tragen unseren Protest zu den Verantwortlichen!“ Dort nämlich sitzt die Pankower Sozialstadträtin, welche wiederum entscheidet, wer in das Berliner Ausreisezentrum Motardstraße eingewiesen wird. Nun muss sie wohl hören, dass das nicht allen passt. Am frühen Abend dann wird in der eben zur Exzellenz gekürten Freien Universität Berlin ein kleines Seminar abgehalten, das sich auf Lehrplänen so wohl nicht mehr fände: „Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus“. Linke sollen zurück zu den Schriften des Theoretikers geführt werden, auf den sie sich alle berufen. Aber: Berufen sich alle auf Marx? Berufen sich viele nicht auf Bakunin, Bernstein oder Bauch? Egal, gerade auch diese könnten hier was lernen, denn es wird vor allem Kritik der politischen Ökonomie gegeben. Am Samstag treffen sich einige sehr früh an der Weltzeituhr, um eine Bildungsfahrt zur ehemaligen „Euthanasie“-Anstalt Bernburg zu unternehmen, in der Kranke, Behinderte und auch KZ-Insassen ermordet wurden, als lebensunwertes Leben. In Bernburg führt dann die Gedenkstättenleiterin durch die Räume. Am Abend wird in der hier schon einmal gelobten Filmreihe „1967–1977 – Zur Geschichte einer Bewegung“ im Babylon Mitte ein Film gezeigt, der unter den seltenen Filmen noch einmal eine Rarität ist, nämlich „Für Frauen – 1. Kapitel. Ein Film von Frauen für Frauen“ von 1971. Seinerzeit hieß es: „In diesem Film wird gezeigt, welche Probleme Frauen klären müssen, bevor sie gegen den Unternehmer vorgehen können. Nachdem wir das erkannt hatten, haben wir Frauen gemeinsam diesen Film geschrieben und ihn selbst gedreht: Wir brauchen keine liberalen Filmer, die sich der Emanzipation annehmen.“

Protest: Sozialamt Pankow, Fröbelstr. 17, Do, 16 Uhr

Marx: FU Silberlaube, Hörsaal 1A, Do, 18 Uhr

Bernburgfahrt: Treff Alexanderplatz, Sa, 8.30 Uhr

Film: Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Str. 30, Sa, 22 Uhr