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: Eine Minderheit macht mobil

Neuerrensingadlerenkefromlo-witzhildebrand: Wer von denen macht groß Karriere im Kasten?

Fußball mit den Händen zu spielen, ist schon großer Mist. Auch wenn die, die das heutzutage in ihrer kleinen weiß umrandeten Rasenwelt legal machen, längst mit dem Fuß Fußball spielen können, was die, die das vor zwanzig Jahren taten, gemeinhin nicht vermochten.

Manche Torhüter können es immer noch nicht, aber die heißen Olivar Kahn und Tomislav Piplica und gehen auf den Ruhestand zu. Und während zwar der gemeine Rentner in der Lage und willens ist, sich Internet und Mail-Kommunikation anzueignen, obwohl zu Beginn seiner Berufstätigkeit nicht einmal das Wort Computer existierte, tut der reife Torwart gern so, als habe er von Fußballspielen nie gehört. Wenn man damit durchkommt, ist es ja gut.

Vielleicht ist Fußballspielen auch viel schwerer, als man so denkt. Junge Torhüter jedenfalls müssen einen Fußball nicht nur mit den Händen festhalten oder weghauen können. Die müssen mit den Händen und mit den Füßen und mit Köpfchen mitmachen. Wir sind ja modern, und Spieleröffnung fängt beim Torwart an.

Manchmal, wenn der ambitionierte Torhüter sehr schlau mitspielen will, geht das schief. Dann holt er sich mit einem fixen Abwurf nur einen Scorer-Punkt für die Vorlage zum Gegentor ab, wie Schalkes Manuel Neuer am Samstag in Rostock. Kann passieren. Oder der Torwart zerstört sich beim forschen Herauslaufen ein Knie, wie Kaiserslauterns Florian Fromlowitz in Hoffenheim. Das ist schon viel ärger. Offenbar aber haben die Pfälzer einen Keller, in dem sie Torhüter herstellen. Fromlowitz, gerade 21 Jahre alt, dem in der Torwartschule Gerry Ehrmanns Tim Wiese und Roman Weidenfeller, zwei ehemalige Nationalmannschaftsanwärter, vorausgingen, ersetzte Tobias Sippel.

Der ist 19 Jahre alt, nicht mehr der aufgepumpte Muckibudentyp und macht vielseitig einen prima Eindruck. Wie normalerweise ja auch Manuel Neuer, 21 Jahre. Oder Leverkusens René Adler, 22 Jahre. Wenn das so weitergeht, schließt, noch bevor Jens Lehmann sich von Jogi Löw verabschiedet, die Nachfolgerdiskussion so viele Torhüter ein, dass man eine Nationalmannschaft aus ihnen bilden könnte. Es gibt ja auch noch die Zwischengeneration mit Timo Hildebrand, 28, und Robert Enke, 30. Sowie als Reifer unter den Jungen Bayerns Michael Rensing, 23, dem eine große Karriere im Tor der Nationalelf bevorsteht, jedenfalls glaubt Uli Hoeneß fest daran.

Fußball mit den Händen zu spielen, ist großer Mist. In seiner eigenen Mannschaft ist man eine randständige Minderheit, die sich im Spiel die Schuhe nicht einmal allein zubinden kann, aber insgesamt ist man definitiv zu zahlreich, um ganz groß Karriere zu machen.

KATRIN WEBER-KLÜWER