Die mörderische Schwester

Die Kardinalfrage zuerst: Morden Frauen anders? „Bei Frauen“, sagt Cornelia Kuhnert, „sind die Geschichten subtiler. Häufig kommt die Gefühlsebene mit rein und es spritzt nicht so viel Blut. Männer-Krimis haben dagegen häufig eine härtere Gangart, sie sind schroffer.“ Und stimmt es, dass Frauen Gift bevorzugen? „Nein“, sagt Kuhnert. „Das ist ein Klischee.“

Cornelia Kuhnert, 55, schreibt seit zehn Jahren professionell Krimis, die in der Region Hannover spielen. Kürzlich ist erst wieder einer erschienen: In „Tödliche Offenbarung“ geht es um die Ereignisse um den 8. April 1945 in Celle, als Celler Bürger Jagd auf flüchtende KZler machten. Derzeit ist Kuhnert aber weniger mit dem eigenen Buch, als mit den Lesungen anderer Autorinnen beschäftigt: Kuhnert ist eine der Organisatorinnen des Frauenkrimifestivals, das am Donnerstag in Hannover beginnt und bis einschließlich Samstag dauert.

Über 60 Schriftstellerinnen werden auf 24 Veranstaltungen lesen, und zwar oft an ungewöhnlichen Orten: Es gibt Lesungen in der Straßenbahn, in einer Saunalandschaft, in einer historischen Polizeiverwahranstalt und im Altersheim. Die Autorinnen sind Mitglieder der Krimi-Autorinnenvereinigung „Mörderische Schwestern“, die im Rahmen des Festivals ihre jährliche Vollversammlung abhält.

Das Netzwerk „Mörderische Schwestern“ ist hervorgegangen aus der amerikanischen Vereinigung „Sisters in Crime“, die gegründet wurde, um die Arbeit und die Karrieren der Frauen in der Männer-Domäne Krimi zu unterstützen.

Mit dem Frauenkrimifestival stößt Kuhnert in Hannover nun auf sehr positive Resonanz: „Oft hieß es: Auf so ein Festival haben wir die ganze Zeit gewartet.“ Einige der Lesungen sind bereits ausverkauft. Wie sie sich den Erfolg erklärt? „Das liegt daran, dass es so ein Festival in Hannover zum ersten Mal gibt, Krimis generell gerne gelesen werden und viele Leute den Eindruck haben, Frauen hätten es in dieser Branche nach wie vor schwerer als Männer.“ KLAUS IRLER