„Reiner Gelderwerb“

VORTRAG Eine Bilanz der Hartz-Gesetzgebung wird den Ideen des Ökonomen Sen gegenüber gestellt

■ hat einen Bachelor mit Philosophie als Haupt und Religionswissenschaften als Nebenfach sowie einen Master-Abschluss in „Komplexes Entscheiden“ von der Universität Bremen.

taz: Frau Clawien, wie fällt Ihre Bilanz nach zehn Jahren Hartz IV aus?

Beate Clawien: Mittlerweile ist es durch die immer verschärfteren Sanktionsinstrumente möglich, Menschen bei fehlender Anpassungsfähigkeit oder willigkeit die Versorgung durch den Staat zu entziehen.

Wie hat sich der Wert von Arbeit in dieser Zeit geändert?

Die Arbeit hat sich vom sinnstiftenden und erfüllenden Moment für das menschliche Leben hin zum reinen Gelderwerb entwickelt.

Wie stehen Sie zu der Kritik der Linkspartei, mit Hartz IV habe sich Deutschland immer mehr zu einem „Fürsorge-Almosen-und-Suppenküchen-Staat“ verwandelt?

Das ist Stammtisch-Populismus. Arbeitslose haben keine Lobby und fungieren als Sündenbock der Gesellschaft.

Und was hat uns der indische Ökonom, Philosoph und Nobelpreisträger Amartya Sen dazu zu sagen?

Amartya Sen vertritt einen eher ganzheitlichen und wertschätzenden Ansatz, was den Wert der Arbeit, aber auch den Wert des Menschen betrifft.

Was genau besagt denn der sogenannte „Fähigkeiten-Ansatz“ Sens in diesem Zusammenhang?

Der Staat soll die Hindernisse bei der Ausübung individueller Talente und Befähigungen beseitigen, nicht die Hindernisse bei der Ausübung reiner Erwerbstätigkeit.  Interview: mnz

18.30 Uhr, Volkshochschule im Bamberger-Haus, Faulenstraße 69; Eintritt: fünf, ermäßigt vier Euro