Fanvertreter kritisieren Hooligan-Datenbank

POLIZEI I Die Zahl gewaltbereiter Fußballfans steigt – oder liegt der Anstieg an den Sammelmethoden?

Vergleicht man die nackten Zahlen, ist der Befund klar: Die Zahl der als gewaltbereit oder sogar gewaltsuchend eingestuften Fußballfans in Berlin steigt. 1.622 Personen sind derzeit in der polizeilichen „Datei Sportgewalt“ registriert, wie die Senatsverwaltung für Inneres auf Anfrage des Piraten-Fraktionsvorsitzenden Christopher Lauer mitteilte. Im Juli letzten Jahres waren es 1.554, 2011 noch 1.267 Personen. 535 der momentan erfassten Personen sind Fans von Hertha BSC, danach folgt mit 506 Personen der BFC Dynamo, auf dessen Konto mit 124 Personen die meisten Einträge der Kategorie „gewaltsuchend“ gehen (taz berichtete).

Nach Ansicht von Fanvertretern sind diese Zahlen jedoch fragwürdig: Die Polizei sei hier von einer regelrechten „Sammelwut“ erfasst, auch Zeugen und unbeteiligte Beobachter würden registriert, kritisiert René Lau von der „Arbeitsgemeinschaft Fan-Anwälte“, der regelmäßig Fußballfans vor Gericht vertritt. Außerdem würden auch vor Gericht freigesprochene Fußballfans nicht aus der Datei gelöscht – so erkläre sich der Anstieg. „Da sträuben sich alle juristischen Nackenhaare“, sagte Lau am Montag vor dem Innenausschuss, bei dem das Thema Sicherheit bei Sportveranstaltungen diskutiert wurde.

Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) bestätigte in seiner Antwort auf die Anfrage Lauers, dass auch Daten von unbeteiligten Zeugen gespeichert werden – dies passiere wie gesetzlich vorgeschrieben aber nur dann, wenn es „zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten von erheblicher Bedeutung“ sei. Die Aufnahme in die Datei habe außerdem für den einzelnen Fan keine Konsequenzen. Während der Sitzung des Innenausschusses erhoben die Piraten den Vorwurf, ein Zivilpolizist des Landeskriminalamts habe Fotos von als Zuschauer anwesenden Fans gemacht, was der Polizist sowie der anwesende Polizeipräsident Klaus Kandt bestritten.

Die Polizei erklärte außerdem, sie hoffe aus Sicherheitsgründen auf eine deutsche Mannschaft im Champions-League-Endspiel, das am 6. Juni in Berlin ausgetragen wird. Zwei ausländische Vereine in der Endspielpaarung, das sei aus Sicht der Sicherheitsexperten der Worst Case, sagte Hans-Ulrich Hauck, Leiter der zuständigen Polizeidirektion 2. Dann würden in kurzer Zeit 170 bis 200 Charterflugzeuge mit insgesamt 18.000 Fans beider Vereine auf dem Flughafen Schönefeld landen. Mit 400 Bussen müssten sie, getrennt nach Vereinen, ins Olympiastadion gebracht werden. mgu (mit dpa)