HAMBURG HEUTE
: Auf ein Pint mit dem Sportredakteur

Michael Frayn liest im Literaturhaus aus seinem Roman „Gegen Ende des Morgens“

In der Londoner Fleet Street schlug bis in die Thatcher-Ära das Herz des britischen Zeitungswesens. Inzwischen werden die großen Blätter andernorts hergestellt, und das Quartier steht für einen Mythos: für eine verschwundene Welt des kollegialen, bis ins Kumpelhafte schwappenden Miteinanders, einer erklärt Gentleman-artigen Berufsauffassung; wie bei allen Mythen darf die Präzision dieses Bildes bezweifelt werden.

Hier, zwischen Schreibmaschinengeklapper, Mittagspausen bei Bier und dem Wummern des Gemäuers, wenn im Keller die Morgenausgabe in Druck geht, spielt Michael Frayns unterhaltsamer Roman „Gegen Ende des Morgens“ aus dem Jahr 1967, der erst jetzt auf Deutsch vorliegt. Ins Vermischtes-Ressort setzt Frayn seine Helden, ausgestattet mit einiger Ambition und noch mehr Galgenhumor: Der Redakteur Dyson würde insgeheim „gern zu diesen schrecklichen Menschen gehören, die im Fernsehen ihre Ansichten über das Leben verbreiten“. Sein Kollege Bob mag der lethargischste aller Jungjournalisten sein. Ein solches Biotop kann nicht ewig währen: „Marode Objekte kaufen und auf die richtigen Märkte zuschneiden“, sagt der ambitionierte Morris. „Da gibt es viel zu tun.“ Dafür wurde dem Autor sogar Prophetie attestiert – in der Berliner Zeitung, wo man sich ja mit derlei Investoren auskennt. ALDI

Lesung: heute, 20 Uhr, Literaturhaus