Hamburger Hafenbetrieb geht an die Börse

Senat verkauft im November 30 Prozent der Aktien an seiner florierenden Logistikfirma HHLA. Der Erlös soll in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden. Beschäftigte können Anteile zum ermäßigten Preis kaufen

Der Hamburger Senat verkauft einen Teil seines Umschlagbetriebes HHLA (Hamburger Hafen- und Logistik AG) an der Börse. In Frankfurt hat das Unternehmen gestern die Details vorgestellt. Demnach sollen 30 Prozent der stimmberechtigten Aktien in Streubesitz übergehen. Die Zeichnungsfrist soll frühestens am 26. Oktober beginnen. Mit dem Erlös soll das Wachstum der HHLA und des Hafens finanziert werden. Die Arbeitnehmerschaft hatte erst nach langem Widerstand zugestimmt.

Die HHLA ist der größte Umschlagsbetrieb im Hamburger Hafen. Als Drehscheibe zwischen den Märkten in Ostasien und dem Baltikum profitiert der Hafen stark von der Globalisierung. Der Containerumschlag wächst seit 1999 in zweistelligen Raten. 2006 gingen 8,9 Millionen Standardcontainer (TEU) über die Kaikante, davon mehr als sechs Millionen bei der HHLA. Der zweite große Terminal-Betreiber in Hamburg ist die Bremer Eurogate-Gruppe.

Neben dem Containerumschlag bietet die HHLA die ganze Palette der Hafendienstleistungen an: Stück- und Massengutumschlag, Eisenbahn- und Schiffsverkehr ins europäische Hinterland, Kreuzfahrterminals sowie Logistik. Dazu kommen Containerterminals in Lübeck und Odessa am Schwarzen Meer.

Ihren Containerumschlag, das wichtigste Segment, will die HHLA allein in Hamburg bis 2015 auf mehr als 12 Millionen TEU steigern. Als Voraussetzung hierfür will sie in den Jahren 2007 bis 2011 gut 1,2 Milliarden Euro in den Um- und Ausbau ihrer Terminals investieren.

HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters sprach von einer „ehrgeizigen Investitionsplanung“ für die der Senat die Voraussetzungen schaffen muss. Er baut die Kais für die schweren Containerbrücken; er will die Elbe für die neueste Schiffsgeneration vertiefen und baut Straßen- und Schienen aus. „Es nützt gar nichts, die Elbe zu vertiefen und die Kaianlagen auszubauen, wenn die Container aus dem Hafen nicht wieder herauskommen“, sagt Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU).

Fast drei Milliarden Euro will der Senat dafür bis 2015 ausgeben. Gut ein Drittel davon könnte der Verkauf der 22,5 Millionen Aktien einbringen. 100 Millionen davon sollen das Eigenkapital des Unternehmens erhöhen.

Der Widerstand der Arbeitnehmerschaft konnten Senat und Vorstand durch einen Kompromiss ausräumen. Statt 49,9 Prozent der Anteile werden nur 30 Prozent verkauft. Die Immobilien der historischen Speicherstadt und des Fischmarktes bleiben dabei außen vor. Die Beschäftigten können Aktien im Wert von bis zu 2.800 Euro zum halben Preise bevorrechtigt kaufen. „Das kommt sehr gut an in den Betrieben“, sagt Uwe Schröder von der Gewerkschaft Verdi.

„Unser Ziel ist ein hoher Anteil privater Anleger“, versichert HHLA-Chef Peters. Theoretisch sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Streuung fehlschlägt, und institutionelle Anleger sich große Aktienpakete zusammenkaufen, räumt seine Sprecherin ein. GERNOT KNÖDLER