LESERINNENBRIEFE
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An die Wurzeln gehen

■ betr.: „Mindeststandard Menschlichkeit“, taz vom 12. 2. 15

Im Kommentar von Bettina Gaus heißt es: „Für das grundsätzliche Problem [der Flüchtlinge] gibt es nämlich keine Lösung. […] Gut gemeinte Ratschläge […] werden niemandem kurzfristig helfen.“

Ich meine: Wir können sofort durch Kontrollen unserer Fangflotten den Fischbestand und das Leben der Küstenbewohner Afrikas verbessern, mittelfristig durch erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitsstandards oder Steuern den Druck auf Öl und Rohstoffe verringern. Und die zukünftig schlimmste Bedrohung, den Klimawandel, selbst an der Wurzel bekämpfen. Back to the roots.THOMAS BERNHARD, Koblenz

Jeder Mensch ist gemeint

■ betr.: „Mindeststandard Menschlichkeit“, taz vom 12. 2. 15

Dem Kommentar stimme ich voll zu. Es gibt innerhalb des globalen Wirtschaftssystems, in dem eine superreiche Minderheit über fast alle finanziellen Mittel und Ressourcen sowie über fast alles Land verfügt, in der Tat keine Lösung des Problems.

Dennoch haben wir die Verpflichtung, das in unserer Macht Stehende zu tun. In unserer Macht als einzelne Person steht es immer, in den Flüchtlingen in unserem Umfeld die Mitmenschen zu sehen und entsprechend zu handeln. Wer meint, das schriftlich haben zu müssen, kann Grundgesetz, § 1, Absatz 1, Satz 1 (das, was ganz am Anfang steht und was die Verfasser des Grundgesetzes folglich für am wichtigsten hielten) lesen. Der Genitiv Singular, „die Würde des Menschen …“, macht deutlich, dass es sich um jeden Menschen handelt, und nicht etwa nur um deutsche oder inländische oder sonst irgendwie näher bestimmte Menschen.

Geschichte wiederholt sich nicht? Sicher nicht im Detail, doch es gibt Parallelen. Es gab eine Zeit, da haben die politischen Einheiten, die heute Deutschland sind, ihre Bevölkerungs- und Armutsprobleme ebenfalls durch Auswanderung gelöst. Im Zuge jener Lösung haben die damaligen deutschen Wirtschaftsflüchtlinge in Amerika Land an sich gerissen und zum Genozid an der dort einheimischen Bevölkerung beigetragen. JENS BÖHLING, Hitzacker

Keine neue Erkenntnis

■ betr.: „Schokoriegel mit Vitamin C“, taz vom 11. 2. 15

Dass die Lebensmittelindustrie uns an der Nase herumführt, ist keine neue Erkenntnis. Allerdings liegt es auch in der Hand der Konsumenten, sich genauer mit Inhaltsstoffen zu beschäftigen und diese stets kritisch zu begutachten. Dann haben Tricks keine Chance.JULIA ENGELS, Elsdorf

Vernünftige Informationen

■ betr.: „Energieprobleme bei der Nasa“, taz vom 13. 2. 15

Is’ ja ganz nett. Aber eigentlich brauche ich relativ selten Plutoniumbatterien für meine Satelliten. Und das ganze technische Brimborium hätte ich auch in Wikipedia nachlesen können. Was mich mehr mehr interessiert hätte, wären vernünftige Information über das Abschussrisiko dieser (wenn auch „schmutzigen“) Atombomben. Selten ist die Chance besser, Plutonium schön großflächig auf unseren Planeten zu verteilen. Dieses Thema irgendwo am Ende des Artikels mit nur einem Satz abzutun, hätte ich von so manchen Dummblatt erwartet, aber bitte nicht von der taz. RAINER SONNTAG, Essen

Unbekümmertheit überrascht

■ betr.. „Energieprobleme bei der Nasa“, taz vom 13. 2. 15

Mich überrascht die Unbekümmertheit des Artikels im Hinblick auf die Gefahren, die von dem Plutonium 238 ausgehen. Es geht ja nicht nur um den Straßentransport zwischen Los Alamos, Oak Ridge und Idaho. Es geht um den Start der Raketen, der mit einer Wahrscheinlichkeit von zirka 5 Prozent misslingt. 1964 verglühte der Nasa-Satellit „Transit 5 BN3“ über Madagaskar und setzte 600 Billionen Becquerel Strahlungsaktivität in der Atmosphäre frei. Strahlungsquelle: circa ein Kilogramm Pu 238. 1999 zerlegte sich eine russische Mars-Sonde nach einem Fehlstart über dem südamerikanischen Kontinent, ein halbes Pfund Pu 238 an Bord. Nasa-Missionen wie „Cassini“ hatten bis zu 32 Kilogramm von dem Zeug dabei. Das 1986 beim Start explodierte Space-Shuttle „Challenger“ hätte bei seinem nächsten Start die „Ulysses“-Sonde an Bord gehabt, mit fast 11 Kilogramm Plutonium 238. Gemessen daran erscheint der Plauderton von Claudia Borchard-Tuch unangemessen. „Die Nasa-Mitarbeiter würden sich erleichtert zurücklehnen“, wenn sie genug Plutonium hätten? Ich nicht! RÜDIGER HAUDE, Aachen

Nationale Grenzen überwinden

■ betr.: „Dänen suchen Atomendlager“, taz vom 10. 2. 15

Aufgrund des Denkens in kurzfristigen Zeitintervallen, welches in den vergangenen Jahrzehnten vorherrschend war, ist dieser problematische Sondermüll nun vorhanden, und uns bleibt nur noch die Möglichkeit, wenigstens für eine durchdachte und verantwortungsvolle Endlagerung zu sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einer Küstenregion wie Dänemark eine geeignete Endlagerstätte zu finden sein wird. Um die Probleme der Zukunft zu lösen, werden wir unser Denken in nationalen Grenzen überwinden müssen.MICHAELA DIEROLF, Wimsheim