Microsoft gehorcht jetzt der EU

Softwarekonzern legt nach langem Widerstand technische Details für Windows offen

BERLIN taz ■ Der US-Softwarekonzern Microsoft kommt Forderungen der EU-Kommission nach, sein marktbeherrschendes PC-Betriebssystem Windows stärker zu öffnen. Das teilte die Behörde am Montag in Brüssel mit.

Der EU-Gerichtshof hatte in erster Instanz vor wenigen Wochen geurteilt, dass Microsoft Wettbewerbern Informationen vorenthalte. Entwickler von Programmen, die auf Rechnern mit Microsoft-Betriebssystemen arbeiten, müssten technische Details wissen.

Der Softwarekonzern will nun Einblicke in wichtige Protokoll- und Schnittstellendaten gewähren. Künftig dürfen auch Entwickler von Open-Source-Programmen, bei denen der Quellcode jedermann zugänglich ist, auf Microsofts Informationen zugreifen. Zudem sollen die Lizenzgebühren und Lizenzmodelle verändert werden.

Entwickler können nun gegen eine einmalige Gebühr von 10.000 Euro die notwendigen technischen Details erwerben, hieß es von der Kommission. Mit Zugriff auf die Patente sollen die Gebühren nur noch sieben Prozent der bislang verlangten Summe ausmachen.

Die EU-Kommission betonte, sie behalte sich vor, gegen die alten Lizenzgebühren Microsofts ein weiteres Bußgeld zu erheben. Noch habe der Softwarekonzern zudem nicht alle Auflagen im Wettbewerbsverfahren erfüllt. Sollte dies nicht bald erfolgen, könne die Kommission auch tägliche Strafzahlungen verlangen, hieß es aus Brüssel.

Das Verfahren gegen Microsoft läuft bereits seit Sommer 2000. Damals bestand die Verdacht, der Konzern versuche, mittels seiner marktbeherrschenden Stellung bei Desktop-PC-Betriebssystemen auch den Markt der Server-Software zu dominieren. 2004 wurde das Unternehmen zu einem Bußgeld von 497 Millionen Euro und der Öffnung von Windows-Server und dem Ende der Bündelung seiner Media-Player-Software mit Windows verurteilt. Microsoft klagte schließlich gegen das Urteil und verlor dann vor vier Wochen. BEN SCHWAN