Aufstand der Honoratioren

Eine professorale Bürgerinitiative will die Pflanzen-Schau Botanika als bezuschusste Bildungsstätte erhalten. Gewächshäuser und ein Rhododendron-Park allein sind für sie inakzeptabel

von Jan Zier

Sie sind „noch neu im Business“ der Protestierenden, sagen die beiden Herren, emeritierte Professoren alle beide, einer davon jenseits der 80. Deshalb haben sie sich als Initiatoren der Bürgerinitiative „pro Botanika“ erst einmal professionellen Medienbeistand geholt – und setzen doch nicht auf öffentlichkeitswirksame Aktionen. Sondern auf die Kraft der wissenschaftlichen Argumente. Ihr erklärtes Ziel: Die Rettung des Bio-Science-Centers im Rhododendron-Park.

Ihn habe „die Wut“ gepackt, sagt Claus Ocker, als er merkte, dass der rot-grüne Senat „wild entschlossen“ sei, die Botanika zu schließen, um gut 900.000 Euro im Jahr zu sparen. Doch über die Finanzen wolle er gar nicht reden, sagt Ocker, ein Schwachhausener, „das ist nicht unsere Aufgabe“. Auch sein Mitstreiter, der Vegetationsökologe Hermann Cordes, spricht lieber über die Botanika als eine „Bildungseinrichtung“, die „einzigartig“ sei in ganz Deutschland, und darüber, dass es „katastrophal“ sei, die 2003 eröffnete, 15 Millionen Euro teure Investition „jetzt schon zu schließen“.

Auch Cordes weiß, dass es „illusorisch“ sei, zu glauben, die Pflanzen-Schau könne auf Dauer ohne staatlichen Zuschuss auskommen, und auch bei den einst prognostizierten 200.000 BesucherInnen im Jahr sei er „von Anfang an skeptisch“ gewesen“. Doch 100.000 Gäste jährlich seien zu erreichen, auch mit einem Eintrittspreis von bis zu acht Euro. Das sei durchaus „gerechtfertigt“, sagt Cordes – mit Blick auf die Eintrittspreise im Weser-Stadion – „die Schmerzgrenze ist noch nicht überschritten“. 2006 zählte die Botanika rund 80.000 BesucherInnen.

Zwar ist die Zukunft der Schaugewächshäuser nach Angaben des grünen Bausenators Reinhard Loske fürs Erste gesichert: Sie werden nicht abgerissen, sind aber künftig nur noch eingeschränkt zugänglich, nachdem 33 MitarbeiterInnen zum Jahresende gekündigt worden sind. Auch der Rhododendronpark selbst soll erhalten bleiben. Doch das genügt weder der Bürgerinitiative „Pro Botanika“, noch den Fachverbänden, namentlich die Deutsche Rhododendron-Gesellschaft (DRG) und der Nordwestdeutsche Gartenbauverband (NGV). Die „Trinität“ aus Botanika, Rhodo-Park und Botanischem Garten müsse auf jeden Fall erhalten bleiben, fordert Ocker. Und wer sage, die Planzen-Schau könne ohne Führungen, ohne Vermittlung von Wissen auskommen, der rede „dummes Zeug“. Wolfgang Spethmann, DRG-Vorstand und Botanik-Professor an der Uni Hannover, formuliert es noch drastischer: „Das ist, als ob man einem Hund den Kopf abschlägt – und glaubt, man hätte dann immer noch einen Hund.“

Doch während es für den 2,3 Millionen Euro teuren Erhalt des Parks immerhin noch zwei Drittel als Zuschuss gibt, ist für die Botanika kein einziger Euro mehr eingeplant. Cordes glaubt, für deren Erhalt „Tausende“ BremerInnen gewinnen zu können – schließlich haben die Beschäftigten der Botanika dafür schon fast 3.000 Unterschriften gesammelt. Die weiteren UnterstützerInnen sollen dabei vor allem durch Info-Veranstaltungen mit den Fachleuten gewonnen werden. Schließlich genieße die Botanika in Fachkreisen „Weltruf“, sagt NGV-Präsident Jens Schachtschneider. Und typisch norddeutsch seien die Rhododendren auch: Sie gehörten zu den „wichtigsten gärtnerischen Kulturen“ im Nordwesten. Pro Jahr würden zwölf Millionen Pflanzen produziert, 80 Prozent davon zwischen Oldenburg und Ostfriesland.