„Wir sind Hamburger“

VORTRAG Ein neues Buch stellt die Lebensgeschichten und Erfahrungen Hamburger Migranten vor

■ 42, ist als Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung für die Themen Migration und Integration zuständig. Er ist einer der Autoren des Bandes zur „Gelebten Vielfalt“.

taz: Herr Can, Sie haben mehr als 20 MigrantInnen nach ihren Erfahrungen in Hamburg gefragt: Fühlen sich die Befragten in der Hansestadt wohl?

Abut Can: Sehr viele haben hier Fuß gefasst und wurden erfolgreich. Einige glaubten nicht, als sie in Hamburg angekommen sind, dass sie es nach einigen Jahren sogar ins Parlament schaffen würden. Andere haben hier studiert und wurden erfolgreiche Geschäftsleute. Und alle bezeichneten Hamburg als ihre Heimat. Insofern hatten wir das Gefühl, dass wir auch mit Menschen sprachen, die in der Tat diese Gesellschaft kulturell und sozial ganz massiv mit prägen.

Was gefällt den ZuwanderInnen an Hamburg?

Sie schätzen Hamburg als weltoffene Metropole sowie die kulturelle Vielfalt der Stadt. Jeder dieser Menschen hat eine Lieblingsecke in Hamburg, mit der er sich besonders identifiziert. Auffällig ist, dass diese Menschen nicht gesagt haben: Wir sind Deutsche. Im Gegenteil, sie haben von sich als Hamburgern gesprochen.

Wie wurden die von Ihnen Porträtierten in Hamburg aufgenommen?

Es gab Menschen, die als Flüchtlinge und solche, die als StudentInnen gekommen sind. Sie haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sie alle sagen aber, dass die Gesellschaft einen großen Schritt in Richtung Willkommenskultur gemacht hat. Dass die Gesellschaft sich enorm entwickelt hat und das dies alles ohne den kulturellen und politischen Beitrag der MigrantInnen nicht möglich gewesen wäre.

Engagieren sich die von Ihnen Befragten auch politisch?

Es gibt einige, die sich politisch etabliert haben und dann auch die Meinung von Parteien mitprägen. Ich denke schon, dass sie es als Chance sehen, hier auch politisch aufgenommen zu werden und die Gesellschaft mitgestalten zu dürfen.

Was müsste Hamburg beim Thema Zuwanderung besser machen?

Es gibt leider sehr viele negative Schlagzeilen, die aber nicht für die gesamte Migration ausschlaggebend sind. Auch diese unbequemen Themen müssen thematisiert und reflektiert werden. Einige Interviewpartner meinten zudem, dass auch die Migranten stärker auf die Gesellschaft zugehen sollten. Das heißt, dass Migration keine Einbahnstraße ist, sondern von beiden Seiten angegangen werden muss.  INTERVIEW: SOPHIA LIEBIG

18 Uhr, Gästehaus der Uni, Rothenbaumchaussee 34, Eintritt frei