Auf der Suche nach einem eigenen Stil

TANZ Mit „Aymara“ zeigt Alexandra Morales, Produktionsleiterin der Unusual-Symptoms-Compagnie, erstmals eine eigene Choreografie in Bremen: Vieles wirkt wohlbekannt – und nicht alles überzeugend

Der Urwald ist für Alexandra Morales, die aus Costa Rica stammt, ein sehr persönliches Bild – Fragment der Erinnerung an die Kindheit

Es ist ihre erste eigene Arbeit. Auch wenn Alexandra Morales natürlich keine ganz Unbekannte mehr in Bremen ist: Sie ist die Frau neben und hinter Samir Akika, dem Hauschoreografen des Bremer Theaters. Sie ist seit 2012 die „künstlerische Produktionsleiterin“ der dortigen Tanzsparte. Und sie hat seinerzeit, zusammen mit Akika, das Label „Unusual Symptoms“ gegründet. Doch mit „Aymara“, uraufgeführt beim Festival „Tanz Bremen“, tritt sie nun erstmals als Choreografin in Erscheinung, Leider kann sie nicht so ganz überzeugen.

Okay, sie hat es auch schwer. Denn: Natürlich wird sie mit dem fulminanten Akika verglichen. Das drängt sich an diesem Abend auch so auf: Beide arbeiten mit denselben Tänzern. Beide arbeiten immer wieder mit ähnlichen Stilmitteln: Die Live-Musik auf der Bühne, die autobiografischen Ansätze, all das gab’s hier schon, genauso wie Kinder auf der Bühne.

In diesem Falle ist es Mali, Morales’ Sohn. Und der meistert seine nicht immer einfache Rolle hervorragend. Jetzt kommen auch noch drei Filmhühner dazu, die Uschi, Barbara und Frau Braun heißen, aber zunächst nicht viel mehr sind als ein lustiger Effekt.

Das ändert sich erst später – ein bisschen. Doch wo Akikas Bühnenbild meist sehr sparsam und minimalistisch daherkommt, wirkt es in „Aymara“ auf den ersten Blick sehr üppig: In der Mitte steht ein riesiges Baumhaus, drumherum gibt’s Regenwaldflair. Für Morales, die aus Costa Rica kommt, ist der Urwald ein sehr persönliches Bild – Fragment der Erinnerung an die Kindheit.

Die titelgebenden „Aymara“ sind ein indigenes Volk, das laut Dramaturg Gregor Runge ein eigenes, eher unbeschwertes Verhältnis zur Vergangenheit pflegt. Morales will einen träumerischen Abend gestalten und eigene Emotionen, Erinnerungen bei den ZuschauerInnen freisetzen. Und keine eigene Geschichte erzählen. Aber leider verbleibt auf der Suche nach dem eigenen Stil vieles im arg Ungefähren und fremd – zu vage bleibt die Andeutung, andere Ideen hingegen wiederholen sich unnötig, und so will der emotionale Funke nicht so recht überspringen. Selbst das vertraute Ensemble wirkt bei der Premiere nicht so geschlossen, synchron wie man es sonst kennt. Immer wieder fehlt dem Tanz die rechte Dynamik, fließt der Abend doch etwas träge dahin.  JAN ZIER

Nächste Aufführung: 22. 2., 18.30 Uhr, Kleines Haus