LESERINNENBRIEFE
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Volk gegen Finanzmärkte

■ betr.: „Frechheit! Griechen wollen Demokratie“, taz vom 2. 11. 11

Ich verstehe die Aufregung über Griechenland überhaupt nicht! Das Referendum ist doch gerade die beste Möglichkeit, eine politisch zukunftsweisende Entscheidung auf eine breite Mehrheit zu stützen. Gerade die jetzigen negativen Entwicklungen an den Börsen und die Entrüstungen vieler Politiker zeigen doch, dass die unkontrollierten und profitorientierten Finanzmärkte mit der Demokratie eigentlich unvereinbar sind.

Der Begriff der „Demokratie“ kommt übrigens aus dem Griechischen und heißt „Volksherrschaft“. Vielleicht sollten sich die jetzigen Griechenland-Kritiker mal endlich dieser Tatsache bewusst werden! THOMAS HENSCHKE, Berlin

Einen neuen Weg ausprobieren

■ betr.: „Frechheit! Griechen wollen Demokratie“, taz vom 2. 11. 11

Ich finde es eine gute Idee, die Griechen selbst über ihr Eurorettungspaket abstimmen zu lassen. Ich weiß nichts von der großen Finanz- und Bankenwelt, aber ich habe ja mitgekriegt, dass es in Griechenland in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Krawalle wegen staatlicher Kürzungen etc. gab. Schon da habe ich mir die Frage gestellt, wie das Volk sich die Rettung aus der Krise vorstellt. Weitere Sparmaßnahmen würden das Volk noch weiter aufbringen. In Deutschland sähe es im gleichen Fall auch nicht viel anders aus. Hinzu kommt natürlich, dass bei diesen Sparmaßnahmen sicher viele Leute auf der Straße landen bzw. in der Sozialhilfe, für die der Staat ja auch wieder Sorge zu tragen hat. Mir ist es ein Rätsel, wie das funktionieren soll.

Mit der Abstimmung gibt der Ministerpräsident einen Teil der Verantwortung für die Zukunft des Staates an das Volk ab. Vielleicht wäre das auch für Europa gut, einen neuen Weg auszuprobieren.

ELLEN KAKO, Kiel

Demokratie schlägt Finanzdiktatur

■ betr.: „Frechheit! Griechen wollen Demokratie!, taz vom 2. 11. 11

Damit hat Papandreou die ganzen „Krisengipfel“, sprich Kungelrunden abgehobener Politiker, zunichte gemacht. Angewandte Demokratie schlägt Finanzdiktatur! Dass ich das noch erleben darf …

HEIDEMARIE WÄTZOLD, Berlin

Waffenruhe nach Schlägen

■ betr.: „Elf Tote bei neuer Runde der Gewalt im Nahen Osten“,taz vom 31. 10. 11

Man kann zu dem Nahostkonflikt stehen, wie man will. Sicherlich lassen sich bei beiden Seiten Fehler finden. Ich möchte an dieser Stelle also keine Partei für irgendeine Seite ergreifen, deswegen beziehe ich mich ausschließlich auf den Text.

Was mich aufstoßen lässt, ist Folgendes: „Nach heftigen Angriffen auf israelische Grenzorte mit Dutzenden Raketen und Mörsergranaten erklärte der Dschihad am frühen Sonntag eine Waffenruhe. Am Nachmittag griff die israelische Luftwaffe jedoch erneut Ziele im südlichen Gazastreifen an.“

Machen wir uns also mal die Situation klar: Die Hamas greift zivile Ziele in Israel an, die Angriffe wurden auch von Ihnen als „heftig“ bezeichnet, nachdem die Hamas mit dem Angriff fertig ist, erklärt sie eine Waffenruhe. Trotz oder „jedoch“ der Waffenruhe greifen israelische Flugzeuge noch ein Ziel an. Stellt man sich die Situation mal im realen Leben vor: Ich gehe zu einem großen starken Typen in einer Bar, schütte ihm Bier ins Gesicht und schlage ihn. Bevor er überhaupt realisiert hat, was geschehen ist, schreie ich Waffenruhe und poche auf das Recht, dass er nicht zurückschlägt. Würden Sie nun auch das Wort „jedoch“ in ihrem Satz benutzen, wenn er es doch tut? JÖRN QUENT, Dortmund

Umsonst arbeiten

■ betr.: „Mit trotzigem Übermut“, taz vom 1. 11. 11

Filmschaffende, die für einen Low-Budget-Film umsonst arbeiten, zahlen ihren Unterhalt in dieser Zeit selber. Dieses Geld fließt für den Film, kommt aber im Budget nicht mehr vor, weil es nicht vom Produzenten des Films gezahlt wurde.

Solange Sie diese Tatsache im Zusammenhang mit einem angeblich sensationell niedrigen Budget nicht erwähnen, unterstützen Sie die Meinung von immer mehr Produzenten, Redakteuren und Förderern, dass Filmschaffende selbstverständlich umsonst arbeiten sollen, wenn es sich um einen guten Stoff handelt. Die Befriedigung, ein gutes Produkt zu erzeugen, muss offenbar Lohn genug sein. Filmhandwerk wird so zur reinen Liebhaberei, die von den Filmschaffenden mit anderweitigen Jobs finanziert werden muss.

Großes Kino für eine Handvoll Euro gibt es nicht.

JULES HERRMANN, Berlin