Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

In den Alpenanrainerstaaten wurden Filme mit Geschichten aus der Bergwelt bereits seit dem Ersten Weltkrieg erzählt, doch zum Genre entwickelte sich der Bergfilm erst, als der deutsche Geologe Dr. Arnold Fanck in den 1920er Jahren in die Natur zog, um direkt vor Ort seine Dramen über den Kampf des Menschen gegen die Natur zu erzählen. Weniger bekannt sind seine Komödien, die wie „Der große Sprung“ (1927) vor allem die überschäumende Freude am Klettern und Skifahren feiern. „Der große Sprung“ parodiert das Genre mit genüsslicher Übertreibung: Luis Trenker spielt den etwas depperten Naturburschen Toni, der sich mit dem im Bergsteigen und Skifahren völlig unbewanderten Michel (Kameramann Hans Schneeberger) aus Berlin ein Duell um die Gunst der Ziegenhirtin Gita (Leni Riefenstahl) liefert. Fanck-typisch entwickelt der Film keinen großen narrativen Elan, aber die vergnüglichen Slapstickeinlagen sind ebenso gut anzusehen wie die artistischen Glanzleistungen der Skifahrer. Dazu zählt neben dem unförmig vermummten Schneeberger übrigens auch Gitas Ziege. Das Babylon Mitte zeigt den Film mit Klavierbegleitung, dazu wird gesungen und sogar gejodelt. Elisabeth Trautwein-Heymann, die Tochter des Filmkomponisten Werner Richard Heymann, gibt zuvor eine Einführung (21. 2., Babylon Mitte).

Der Ehekrieg war stets Teil der spießigen Kleinbürgerwelt, in der sich die Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy als ewige Verlierer des amerikanischen Traumes bewegten: Ihre Versuche, privates Glück und bescheidenen Erfolg zu erlangen, enden stets in einer furchtbaren Hölle. In „Sons of the Desert“ (1933) möchten Stan & Ollie gern am Jahrestreffen der gleichnamigen Loge teilnehmen, doch Mrs. Hardy ist strikt gegen das harmlose Vergnügen. Also denken sich die beiden einen furchtbar komplizierten Plot aus, um doch noch irgendwie davonzukommen. Der Höhepunkt der Komik ergibt sich aus der Konfrontation der beiden Sünder, die eisern an ihrem abstrusen Lügengerüst festhalten, mit ihren Gattinnen, die längst alles durchschaut haben. Die Urania zeigt den Film aus Anlass des 50. Todestages von Stan Laurel, der die kreative Kraft des Komikerduos darstellte (23. 2., Urania).

In der unterhaltsamen Dokumentation „Red Army“ geht Regisseur Gabe Polsky dem Phänomen der Eishockeymannschaft des sowjetischen Armee-Sportclubs ZSKA Moskau nach, die Mitte der 1980er Jahre fast unschlagbar schien. Polsky sucht dabei stets die emotionalen Momente der Story, in deren Mittelpunkt der Verteidiger und spätere russische Sportminister Wjatscheslaw Fetissow steht, lässt aber auch die zeitgeschichtlichen Aspekte nicht außer acht (19. 2.–25. 2., Filmtheater am Friedrichshain)