Urlaubsvertretung

Hund am Bett

Mir war lange nicht bekannt, dass die Kohlensäure im Mineralwasser aus Öl erzeugt wird. Auch dass Hunde träumen können, ist mir neu. Ich weiß das, seitdem ein Hund bei mir wohnt. Die eine Hälfte des Tages fiepst er weinerlich – wohl weil er seinen Bezugsmenschen vermisst –, und wenn er schläft, fiepst er, bellt leise oder fängt plötzlich an mit seinem dicken Schwanz laut gegen die Wand zu wedeln. Er träumt. Wie niedlich.

Ich bin die Urlaubsvertretung des Bezugsmenschen, und jetzt liegt der Hund vor dem Ofen auf seinem Schaffell, als hätte er nie was anderes getan. „Du musst mit ihm reden“, wurde mir gesagt. Besonders deutlich reagiert er auf „Fressi“ und „Ball“. Auch „Guten Morgen“ findet er ganz toll. Obwohl es mir schwerfällt, diese Worte freudig auszusprechen, wenn er vor meinem Bett hin und her springt und mir erwartungsfroh den feuchten, durchgekauten Ball aufs Kopfkissen wirft. Wenigstens springt er nicht ins Bett. Ich ertappe mich nun auch dabei, wie ich versuche, mich einzuschleimen, indem ich einen Ochsenschwanz kaufe, den die Kassiererin im Baumarkt fälschlicherweise für einen Spazierstock hält. Sympathischerweise findet der Hund den jedoch genauso abstoßend wie ich und auch beim Spaziergang im Plänterwald trottet er sich langsam in mein Herz und geht vollkommen desinteressiert an den Dalmatiner-Damen der oberen Bevölkerungsschicht vorbei.

So ein Hund wirkt sich auch sofort auf die Beziehung aus. Als wäre er ein Kind, streitet man sich schon mal, ob der Kleinenicht zu viel Zeit im Haus verbringt („Den ganzen Tag liegst du hier nur rum“ – „Nun lass ihn doch!“), um dann am Abend zufrieden dabei zuzusehen, wie er sein Grillhähnchen verschluckt. LAURA EWERT