hafengezänk
: Wer zahlt, soll das Sagen haben

Wenn der niedersächsische Ministerpräsident Jahre später laut jammert, sein Land habe um den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven schlecht verhandelt, klingt das bizarr. Dass Wahlkampf ist und Christian Wulff (CDU) sein Prestigeprojekt von der Vorgängerregierung geerbt hat, ist eine Erklärung. Dass Wulff vom Desaster seiner eigenen Regierung bei der Auftragsvergabe ablenken muss, eine andere.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Man könnte die Vertragsverhandlungen indes auch ganz anders sehen: Sensationell, wie der Fuchs Sigmar Gabriel (SPD) seinerzeit dem bankrotten Bundesland Bremen 100 Millionen Euro für den Bau eines Hafens aus dem Kreuz geleiert hat, der in der föderalen Logik quasi im Ausland liegt.

Bis heute ist unklar, wie Bremen vom Hafen in Wilhelmshaven profitieren will, sieht man mal von dem bescheidenen Effekt einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die landeseigene Gesellschaft Bremen Ports ab. Der Einstieg diente einst zur Abwehr des Konkurrenten Hamburg. Inzwischen ist der Containerumschlag derart gewachsen, dass die Bremischen Häfen aus allen Nähten platzen werden, bevor Wilhelmshaven den Betrieb aufnimmt. Die Konkurrenz kann also egal sein.

Dennoch: Was ein Einfluss wert ist, der weit über den eigenen Geschäftsanteilen liegt, wird Wulff gerade schmerzlich bewusst: im Fall VW.