VORMERKEN
: B – Eine Stadt sucht viele Mörder

Dass es da zwischen der realen und der kunstverklärten Welt einen Zwiespalt gibt, lässt sich schon mit nüchternen Zahlen belegen. Man muss zum Beispiel nur mal in die Statistik des Bundeskriminalamts schauen. Da steht, dass es im Jahr 2006 in Deutschland 375 vollendete Morde gab. Müsste man nun aber den Blutzoll in der bundesdeutschen Krimiproduktion messen, wäre man doch verblüfft, wie viele Menschen da unter den Händen der Schriftsteller und Regisseure wegsterben. Bei mindestens 200 Büchern im Jahr, den ganzen „Tatort“-Folgen und den vielen weiteren Fernsehkrimis kommt man schon auf eine proppere Kleinstadt an Opfern, die allein zu unserer Unterhaltung weggemordet werden. Einigen darf man dann ab morgen bei den ersten Berliner Krimi-Tagen wiederbegegnen. Bei 40 Lesungen an 17 Orten (allesamt Bars) in fünf Tagen, wo dann wieder ein erkleckliches Häuflein an Leichen angerichtet wird, die teilweise aus dem gerade besonders florierenden Mordgeschäft Islands importiert werden. Gastland der Krimi-Tage ist nämlich Island. Auch Arnaldur Indriđason schaut mit Lesungen am Sonntag und Montag vorbei, und am Dienstag und Mittwoch liest – weiterer Promifaktor – Andrea Maria Schenkel aus „Kalteis“. TM

Krimi-Tage Berlin vom 28. Oktober bis 1. November. Eintritt jeweils 9 Euro. www.krimi-tage-berlin.de