die anderen über frankreichs kehrtwende in der umweltpolitik
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Die Pariser Tageszeitung Libération kommentiert: Nach vier Monaten Grenelle (Umweltdebatte) hat der Präsident seinen ökopolitischen Coup gelandet. Die Weihe kam gestern unter dem vergoldeten Stuck des Élysée-Palastes mit dem frisch gebackenen Nobelpreisträger Al Gore als Ehrengast. Und Sarkozy vervielfacht seine Ankündigungen und verspricht die famose CO2-Steuer. Doch hinter der Werbetrommel bleibt die Wirklichkeit der Maßnahmen und ihrer Anwendung. Bevor man sich für die vom Präsidenten ausgerufene „Revolution“ entflammt, sollte man sich daran erinnern, dass Frankreich einen Umweltzug hinter Europa zurückliegt.

Der Tages-Anzeiger aus Zürich schreibt zum gleichen Thema: Umweltschutz ist keine Frage der neuen Ideen, sondern des politischen Willens. Der hat in Frankreich bislang gefehlt: Das Land hat nie eine nennenswerte grüne Partei hervorgebracht. Schwer zu sagen, ob es am mangelnden Angebot oder an der mangelnden Nachfrage lag. Im seriösen „Eurobarometer“, den Umfragen der EU-Kommission, lässt sich ablesen, dass sich die Franzosen seit einiger Zeit verhältnismäßig mehr sorgen um die Umwelt als andere Europäer. Sarkozys Rede bringt Bürgeranliegen und politische Ziele in einen Einklang. Jetzt muss er zeigen, dass er auch Umsetzungskraft besitzt.