Kurs fällt, Beliebtheit steigt

INTERNET Der Kurs der digitalen Währung Bitcoin fällt und fällt. Doch gleichzeitig setzen immer mehr Konzerne vorsichtig auf das Zahlungsmittel

BERLIN taz | Microsoft ist seit Kurzem dabei und mittlerweile auch der Time-Verlag. Beide haben in den vergangenen Monaten ihren Kunden einen neuen Zahlungsweg eröffnet: per Bitcoin. Die digitale Währung ist gerade dabei, sich abseits der Nische als alternatives Zahlungsmittel zu etablieren. Und das, obwohl die Kursentwicklung alles andere als optimistisch aussieht. Zahlte man zum Jahreswechsel 2013/2014 über 1.000 US-Dollar für eine Bitcoin, hat das Zahlungsmittel seitdem konstant an Wert verloren. Der aktuelle Kurs liegt bei gut 200 US-Dollar – so viel wie vor dem Boom im November 2013.

Bitcoins sind seit 2009 im Umlauf. Die digitale Währung ist besondern bei Verbrauchern beliebt, die häufig außerhalb der eigenen Währungsregion einkaufen. Das Umrechnen entfällt ebenso wie Verluste beim Umtauschen und Provisionen, die etwa Banken oder Dienstleister wie Paypal einbehalten. Zudem lassen sich Zahlungen weitgehend anonym abwickeln. Bitcoins dienten daher auch maßgeblich als Zahlungsmittel beim mittlerweile geschlossenen Portal Silk Road, auf dem sich unter anderem Drogen und falsche Pässe handeln ließen. Bitcoins werden in komplexen Rechenprozessen erzeugt, können aber auch mit etablierten Währungen gekauft werden.

„Die 1.000 Dollar waren schon übertrieben“, sagt Jan Goslicki, von der Unternehmensberatung Bitcoins Berlin. Aber der Kurs habe die typische Entwicklung vieler Technologien durchgemacht: zunächst jahrelange Unterbewertung, plötzlicher Hype, dann Stabilisierung.

Während die Bitcoin für Käufer billiger wird, wächst die Infrastruktur. Die Zahl der Händler, die Bitcoins akzeptieren, hat sich nach Goslickis Schätzungen innerhalb der vergangenen zwei Jahre etwa verzwanzigfacht – auch wenn etwa 100.000 Akzeptanzstellen im Vergleich mit Zahlungsarten wie Visa immer noch wenig sind. Dazu kommt: Wer vor wenigen Jahren Bargeld zu Bitcoins machen wollte, musste sich noch einen Tauschhändler seines Vertrauens suchen oder zunächst das Bargeld aufs Konto einzahlen und von dort aus weiter transferieren. Mittlerweile gibt es Bitcoin-Geldautomaten. Rund 350 sind weltweit im Einsatz. Die meisten befinden sich in den USA und – immerhin über 100 – in Europa, aber auch in Südostasien.

Und auch die Unternehmen der Bitcoin-Branche sind alles andere als in der Krise. Coinbase, ein Handelsplatz und virtuelles Portemonnaie für Bitcoins, meldete erst im Januar, 75 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde gesammelt zu haben. Mit dabei waren unter anderem die New Yorker Börse, der japanische Telekomgigant DoCoMo und der ehemalige Citigroup-Vorstand Vikram Pandit.

Eine Türöffnerwirkung könnte auch aus einer anderen Richtung kommen: von den Dienstleistern, die Zahlungen für Unternehmen abwickeln. So kooperiert etwa die Paypal-Tochter Braintree, wo Taxikonkurrent Uber Kunde ist, mit Coinbase, um Zahlungen per Bitcoin zu ermöglichen. SVENJA BERGT