Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Mittwoch ist der 73. Jahrestag der Reichspogromnacht – in Pankow gibt es einen Rundgang zu Stätten ehemaligen jüdischen Lebens, er startet am ehemaligen Jüdischen Waisenhaus.

Und während andernorts Linke mit einem seltsamen Gefühl für Timing meinen, sich nicht mit dem Antisemitismus in den eigenen Reihen auseinandersetzen zu müssen, wird am Mahnmal in der Levetzowstraße in Moabit die Solidarität mit den Opfern des deutschen Antisemitismus und Rassismus geübt. Andrée Leusink wird sprechen, die als Kind – sie ist die Tochter des Schriftstellers Stephan Hermlin – versteckt wurde und so den Holocaust überlebte.

Am Samstag wird im Familiengarten zu Kreuzberg über soziale Kämpfe in Westafrika gesprochen und selbstredend auch über den Arabischen Frühling, den viele für einen arabischen Herbst halten wollen, da ihnen die Dynamik des Aufbruchs Angst einflößt. Rokia Diarra Karambé, Alassane Dicko und Hamada Dicko aus Mali berichten über ihre Erfahrungen, über ihre Hoffnungen und die Chancen auf Bewegungsfreiheit und eine gerechte Entwicklung. Der Workshop findet auf Französisch und Deutsch statt.

Zeitgleich wird am S-Bahnhof Tiergarten in die Geschichte abgetaucht, es gibt eine Rundfahrt zu den Orten der Revolutionskämpfe 1918/20. denn am 9. November 1918 wurde in Deutschland erstmals die Republik ausgerufen, eine Novemberrevolution begann, wurde aber alsbald niederkartätscht. Im Jahr 1920 dann erfolgte der rechtsradikale Kapp-Putsch und wieder waren es Werktätige, die mithilfe eines Generalstreiks die Rechten aufhalten konnten. Und wieder waren es die Sozialdemokraten, die die Reichswehr eingreifen ließen, als es ihnen zu revolutionär wurde. Die Stätten beider wenig miteinander verwobenen Kämpfe werden mit dem Rad aufgesucht, bei Regen mit der Bahn.

■ Rundgang: Mittwoch, 16 Uhr, Berliner Str. 120/121

■ Zeitzeugin: Mittwoch, 17 Uhr, Levetzowstr.

■ Westafrika: Samstag, 11 Uhr, Oranienstr. 34

■ Radrundfahrt: Samstag, 11.30 Uhr, S-Bahnhof Tiergarten