Chansons mit Chuzpe

LIEDERMACHEREI Der verhinderte Fußballer, Kunstmaler und Schriftsteller Funny van Dannen stellt sein neues Album „Geile Welt“ im Norden vor

Einen Anarchisten nennt man Funny van Dannen oft. Schon richtig, aber nicht im schlechten, landläufigen Sinne: Bomben legen und Angst machen liegen ihm nicht. Herrschaftsfrei soll die Welt schon sein – aber bitteschön angstfrei. Dafür setzt der Barde seine Waffen gern ein: Eine „Katzenpissepistole“ etwa, mit der auf dem Album „Saharasand“ Politiker, Banker und Charity-Damen beschossen werden: „Es ist selbstverständlich kindisch, aber es macht Spaß.“

Im Spaßmachen hat Funny van Dannen Erfahrung. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte er einst mit Liedern im südlimburgischen Dialekt – und als Heino-Parodist beim Karneval. Beruflich stand damals noch Fußballspielen ganz oben. Aber weil der alte Verein die Wechselsumme von immerhin 11.000 D-Mark nicht zahlen wollte, wurde daraus nichts.

Dann lieber brotlose Kunst: Schulabbruch drei Monate vor dem Abi, Umzug nach Berlin, Punk- und Jazzbands – und der Entschluss, Kunstmaler zu werden. 1980 konnte man die ersten Bilder ausgestellt sehen, das Klinikum Steglitz machte ihn zwischenzeitlich zum „Kunstbeauftragten“, 1984 eröffnete er für zwei Jahre gemeinsam mit seiner Frau das „Discount / Kaufhaus für Kunst“. Anerkennung gab es dafür aber auch nicht genug.

Dann eben doch wieder die andere, die erste brotlose Kunst. Seit 1987 tritt Funny van Dannen mit neuen Liedern auf, ein Jahr später gründete er die „Lassie Singers“ mit – stieg aber schnell wieder aus. Mit der Liedermacherei klappt es seitdem gut: Mit Texten voller Chuzpe, absurden Alltagsgeschichten, kleinen politischen Aufständen und herzerweichenden Reflexionen über die Liebe, die ihresgleichen in dieser Sprache suchen. Ende der Woche stellt Funny van Dannen sein neues Album „Geile Welt“ vor.  MATT

■ Do, 26. 2., 21 Uhr, Hamburg, Fabrik (ausverkauft); Fr, 27. 2., 20 Uhr, Bremen, Schlachthof