Arm, aber sportlich

OLYMPIAPLAKATE Erneut überraschen die Berliner Bewerber mit einem radikalen Ansatz und schieben sich damit am Mitkonkurrenten Hamburg vorbei

Die Macher der Berliner Olympiabewerbung haben tolle Ideen. Jüngst schmückten sie Plakate der Olympischen Spiele von 1936 mit dem aktuellen Slogan „Wir wollen die Spiele“. Das Berliner Blog Metronaut bekam davon Wind und veröffentlichte die spektakulären Bilder.

Dieser mutige, plakative Brückenschlag in die Vergangenheit ging um die Welt und verschaffte der Berliner Bewerbung riesigen Rückenwind. Sogar die New York Times berichtete über den Supercoup der Spielemacher von der Spree. Jetzt haben die Bewerber an einer neuen Kampagne gearbeitet. Da sie auch an einer Verbreitung des Olympiagedankens im olympiakritischen linksliberalen Milieu interessiert sind, wurden die neuen Motive der taz zugespielt. Erneut ist die Bildersprache radikal. Man scheut sich nicht, den Fokus auf kaputte Turnhallen zu richten, auf mit Gras überwucherte Fußballplätze, auf marode Bäder in und um Berlin. Das sagt: Hier ist nicht alles dufte. Wir verstecken nichts. Soll ruhig auch der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) und das Internationale Olympische Komitee sehen, was hier Sache ist. Berlin ist anders, Berlin ist grün, Berlin ist ranzig – und irgendwie hipp. Es ist der morbide Charme der Devianz, mit dem hier aggressiv und klug geworben wird. Ja, warum denn nicht? Diese Courage muss man erst mal haben. Wir sagen: Chapeau!

Die Berliner Bewerber schieben sich damit weiter an Mitbewerber Hamburg vorbei. Und es ist ziemlich sicher, dass sie im März vom DOSB zum deutschen Olympiabewerber für die Sommerspiele 2024 erkoren werden. Die Verkündigung findet am 21. März in der Frankfurter Paulskirche statt. Auch diese Veranstaltung verspricht, sehr plakativ zu werden. MARKUS VÖLKER