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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Im Oktober 1957 schoss die Sowjetunion vom Weltraumbahnhof Baikonur im südlichen Kasachstan einen kugelförmigen Satelliten ins All. Es war der erste unbemannte Ausflug ins Universum. Und zwar mitten im Kalten Krieg. Der Westen versank in Schockstarre angesichts des technologischen Fortschritts des Klassenfeinds, während die Sowjetunion den Start des Sputnik als Sieg über die Sonne und Beweis für die Überlegenheit ihres Systems feierte. Die Frankfurter Performance-Gruppe Andcompany & Co. hat nun den Sputnik-Schock noch mal theatralisch nachbearbeitet. „Time Republic“ hatte am 50. Jahrestag des Sputnik-Starts, dem 4. Oktober nämlich, beim Steirischen Herbst in Graz Premiere und ist nun ab Donnerstag in der Reihe „Telling Time“ in den Sophiensælen zu sehen. Ein „Klassentreffen“ anderer Art haben Lukas Langhoff und Hülya Duyar im Hau 3 arrangiert. Ihr gleichnamiges dokumentarisches Theaterstück führt sechs DeutschtürkInnen in einer alten Turnhalle zu einer Versuchsanordnung zusammen: Vor 20 Jahren haben sie die Schule Richtung Leben verlassen. Nun erzählen sie, wie es ihnen ergangen ist. Dass es sich beim Theater per se um einen permanenten Ausnahmezustand handelt, der zur Entfaltung seiner Dramatik nicht zwingend auf eine Bühne angewiesen ist, davon erzählt der Broadway-Klassiker „Room Service“ des Duos Allen Boretz und John Murray aus dem Jahr 1937. An der Schaubühne hat Thomas Ostermeier jetzt diese rasende Komödie um einen Theaterproduzenten und die ökonomischen Zwänge des Systems wieder ausgegraben. Den Produzenten Gordon Miller spielt Comedystar Kurt Krömer. In der Deutschen Oper wird’s ebenfalls hoch dramatisch: Kirsten Harms inszeniert den Doppelabend „Cassandra/Elektra“ von Vittorio Gnecchi und Richard Strauss. Premiere ist Samstag.

„Time Republic“: Sopiensæle, Do.–So.

„Klassentreffen“: Hau 3, Fr.–Di.

„Room Service“: Schaubühne, ab Mi.

„Cassandra/Elektra“: Deutsche Oper, ab Sa.